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Ortswechsel. Das Mahnmal gegen Gewalt soll jetzt vor den Rathauspassagen am Alex entstehen. Eine Künstlerin arbeitet an einem neuen Entwurf, den dieses Modellbild noch nicht zeigt.

© Simulation: promo

Update

Reaktion auf Kriminalität: Mahnmal gegen Gewalt am Alexanderplatz geplant

Am Tatort des tödlichen Angriffs auf Jonny K. will die Giuseppe-Marcone-Stiftung eine Skulptur errichten. Die Idee stammt von den Angehörigen Marcones, der 2011 am Kaiserdamm auf der Flucht vor Schlägern gestorben war.

Blumen und Grablichter erinnern am Alexanderplatz an den 20-jährigen Jonny K., der dort in der Nacht auf den 14. Oktober zu Tode geprügelt worden war. Nach Informationen des Tagesspiegels ist an dem Tatort jetzt ein dauerhaftes Mahnmal gegen Gewalt geplant. Mit dieser Idee will sich die Giuseppe-Marcone-Stiftung an das Bezirksamt Mitte und den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) wenden.

Als erster Landespolitiker erklärte Innensenator Frank Henkel (CDU) am Freitag seine Unterstützung.

Hinter der Stiftung steht die Familie Giuseppe Marcones, der im September 2011 in Charlottenburg gestorben war. Auf der Flucht vor zwei Schlägern war der 23-Jährige aus dem U-Bahnhof Kaiserdamm gerannt und auf der Fahrbahn von einem Auto erfasst worden. Die Täter wurden zu Bewährungsstrafen verurteilt. Marcones Angehörige engagieren sich seitdem gegen Gewalt und stellten Pläne für eine Skulptur vor, die am Kaiserdamm an Gewaltopfer im öffentlichen Nahverkehr erinnern sollte.

Doch als Reaktion auf den Tod von Jonny K. favorisieren Marcones Angehörige nun Mitte als Standort. „Wir stehen in sehr gutem Kontakt zur Familie K.“, sagt Velin Marcone, der ältere Bruder von Giuseppe. Man habe zusammen den Alex aufgesucht, außerdem habe die Familie Marcone an der Gedenkfeier für Jonny teilgenommen und stehe mit dessen Schwester Tina telefonisch in Verbindung. Dabei sei auch das Mahnmal zur Sprache gekommen. Tina K. konnte dazu wegen einer schweren Erkältung nichts sagen; ihr Freund bestätigte die Kontakte aber.

Unvergessen. Dieses Modellbild zeigt, wie Gedenktafeln für Gewaltopfer an verschiedenen Orten in Berlin aussehen könnten.
Unvergessen. Dieses Modellbild zeigt, wie Gedenktafeln für Gewaltopfer an verschiedenen Orten in Berlin aussehen könnten.

© Simulation: promo

In wenigen Tagen will die Wilmersdorfer Künstlerin Nicole Zäch, die mit den Marcones befreundet ist, einen überarbeiteten Entwurf der Aluminiumskulptur vorstellen. „Dann schreiben wir sofort an den Bezirk und den Regierenden Bürgermeister“, kündigt Velin Marcone an. Im Entwurf für den Kaiserdamm krümmte sich ein Baum, hinter dessen teils aufgeplatzter Rinde ein blutrotes Mosaik leuchtet. Offenbar wird der neue Entwurf aber anders aussehen. Den Kontakt zu Zäch hält Vaja Marcone, Giuseppes Mutter. Sie hat von der Künstlerin gehört, diese wolle deutlicher und „spezifischer“ auf die von Jugendlichen ausgehende Gewalt hinweisen.

Was halten die Politiker von der Idee?

Außerdem gab es Überlegungen, das mannshohe Kunstwerk etwas kleiner zu gestalten. Denn schon in Charlottenburg-Wilmersdorf hatten Politiker Bedenken gegen die Höhe geäußert. In einem bereits genehmigten Entwurf war es nur um eine künstlerisch gestaltete Blumenschale gegangen.

Innensenator Henkel befürworte das Mahnmal, zumal er mit seinen Mitarbeitern eine sehr ähnliche Idee diskutiert habe, sagte ein Senatssprecher. Er erinnerte an Henkels Wunsch nach einer „Wertedebatte über Gewalt in der Gesellschaft“. Vor wenigen Tagen wurde verwaltungsintern eine „Ideenskizze“ verfasst, die ein von Sponsoren finanziertes Mahnmal gegen Straßengewalt unter dem Motto „Kein Opfer mehr“ anregte.

Unklar ist noch, wie die Bezirkspolitiker in Mitte die neue Idee sehen. Bürgermeister Christian Hanke (SPD) und Baustadtrat Carsten Spallek (CDU) meldeten sich bisher nicht zu Wort.

Der SPD-Fraktionschef in Mitte, Hans-Günter Mahr, legte sich zunächst nicht fest. Möglicherweise sei der Senat zuständig, andernfalls müsse die BVV diskutieren. Nötig wäre dann aber, dass alle Fraktionen mitziehen. Die Vorsitzende des bezirklichen Kulturausschusses, Christiane Hoff (Linke), wollte sich nicht äußern.

Die Kosten des Mahnmals werden auf 30 000 Euro geschätzt. Die Marcone-Stiftung plant eine Spendenkampagne, zu der Charityveranstaltungen gehören könnten. Dabei geht es nicht nur um den Alex. Am Kaiserdamm und an anderen Orten öffentlicher Gewalt sollen Steintafeln in den Boden eingelassen werden.

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