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Berlin: Rechnungshof rügt Sportvereine: Gelbe Karte für Berliner Klubs

Der Landesrechnungshof wirft dem Senat vor, dass er den Profi-Sportvereinen Berlins Stadien und Hallen viel zu preiswert überlässt. Außerdem werde das Land nicht angemessen an den Werbeeinnahmen der Klubs beteiligt.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Der Landesrechnungshof wirft dem Senat vor, dass er den Profi-Sportvereinen Berlins Stadien und Hallen viel zu preiswert überlässt. Außerdem werde das Land nicht angemessen an den Werbeeinnahmen der Klubs beteiligt. Das steht in einem Prüfbericht, der dem Tagesspiegel vorliegt.

Für das Gebühren-Dumping führt der Rechnungshof mehrere Beispiele an. Erstens: Nachvollziehbare Berechnungsvorgaben würden durch schwammige Begriffe wie "angemessenes" Mindestentgelt, "ortsübliche" Miete oder "bestimmte" Freikartenkontingente ersetzt. Zweitens: Die Zuschauerzahlen, nach denen die Nutzungsentgelte berechnet werden, beruhten zum Teil "auf fragwürdigen Angaben oder erscheinen durch hohe Freikartenkontingente manipuliert". Drittens: Die vom Senat "im besonderen Interesse Berlins" beschlossene Ausnahmeregelung, dass auch nicht-förderungswürdige Sportvereine in den Genuss von Gebührenermäßigungen kommen, verstoße gegen das Sportförderungsgesetz.

Die Großzügigkeit des Senats geht der Öffentlichen Hand ins Geld. Bei den Eishockeyklubs Capitals und Eisbären sowie beim Fußball-Regionalligisten 1. FC Union wurde auf 740 000 Mark Einnahmen verzichtet. Und trotz der gewährten Vergünstigungen stehen die drei Vereine mit rund 900 000 Mark in der Kreide. Außerdem durften sich die Alba-Basketballer die Werbeeinnahmen in der Max-Schmeling-Halle exklusiv sichern. Eine Beteiligung des Landes wurde nicht vereinbart (weitere Beispiele unten).

Im März 1999 habe der damalige Sport-Staatssekretär Klaus Löhe seine Verwaltung sogar angewiesen, "bei Veranstaltungen von förderungswürdigen und sonstigen Sportorganisationen ab Saison 1999/2000 die erste Reihe Bandenwerbung ebenso entgeltfrei zu lassen wie die Lautsprecherwerbung und die Werbung am Mann". Ansonsten greife der Senat, wenn er an Werbeeinnahmen beteiligt werde, oft auf Pauschalen zurück, kritisiert der Rechnungshof. Es sei auch unverständlich, dass in der Nutzungsverordnung für Sportanlagen eine öffentliche Beteiligung an den "erheblichen Einnahmen aus Fernseh- und Rundfunkübertragungen" nur im extremen Ausnahmefall vorgesehen sei.

Die Grünen-Abgeordnete Camilla Werner forderte, der Sportverwaltung Finanzmittel in Höhe des entstandenen Schadens zu sperren. Sportsenatoren und -staatssekretäre verstünden sich in Berlin offenbar als "größte Lobbyisten des Sportfunktionärklüngels".

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