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Rechte Szene: Thor Steinar will weltweit expandieren

Bei der umstrittenen Modemarke steigt ein arabischer Investor ein – Neonazis debattieren über „Geldmacherei“ des Textilhändlers.

Der arabische Großinvestor Faysal al Zarooni ist bei der umstrittenen Modemarke Thor Steinar eingestiegen. Das Unternehmen aus dem Nahen Osten beteiligt sich vor allem an Immobiliengeschäften und residiert in bester Innenstadtlage im Hamarain Center in der Millionenmetropole Dubai. Die Firma Mediatex, die hinter der bei Rechtsextremen beliebten Marke Thor Steinar steht, hat ihren Sitz in Zeesen südlich von Berlin und ist mit knapp 40 Angestellten ein eher kleines Unternehmen.

Warum Zarooni Geld und Erfahrung in die Marke steckt, war am Montag weder aus Zeesen noch aus Dubai zu erfahren. Fest stehe: „Wir werden weltweit expandieren“, sagte ein Mediatex-Sprecher dem Tagesspiegel.

Erst am Sonnabend hatten wieder hunderte Linke gegen das Thor-Steinar-Geschäft „Tromsö“ in Friedrichshain demonstriert – Flaschen flogen gegen die Fassade. Dem Laden war schon zuvor vom Vermieter gekündigt worden. Doch auch dass der Berliner Polizeipräsident Dieter Glietsch seinen Zivilbeamten das Tragen der Marke im Dienst verboten hat, scheint die Geschäftsführung nicht zu stören. „Uns geht’s gut“, heißt es bei Mediatex. „Wir werden bundesweit neue Filialen eröffnen und auch in Skandinavien, Nordamerika und Asien investieren.“ Ebenfalls geplant seien demnächst Geschäfte in Russland und den baltischen Staaten. Vor allem in Russland gibt es eine antisemitische und rassistische Jugendszene, rund um Sportvereine gruppieren sich paramilitärische Cliquen gewaltbereiter Rechtsextremer.

Zarooni ist schon vergangenen November bei Mediatex eingestiegen. Dessen Wirtschaftsprüfer Mohammed Aweidah, der in wenigen Tagen 31 Jahre alt wird, ist als Geschäftsführer von Mediatex eingetragen. Wie viel Geld sich mit dem Kleidungshandel verdienen lässt, wollte die Firma nicht mitteilen. In der rechten Szene wird über „Millionengewinne“ spekuliert. Generell wird über die neuen Verhältnisse bei Thor Steinar in Neonazikreisen nun rege debattiert.

Zwar gilt ein Imagewechsel als unwahrscheinlich: Thor Steinar werde wegen seiner nordischen Symbolik weiterhin eine einschlägige Kundschaft an sich binden, sagte Bianca Klose von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin. Dennoch haben sich einige Neonazis bereits von der Marke distanziert. Sie mokieren sich in Szeneforen über die Geldmacherei des Unternehmens. „Wusste doch eh seit Jahren jeder, dass dort kein Nationaler dran verdient“, lässt ein anonymer Schreiber auf der rechtsextremen Internetplattform „Altermedia“ wissen.

Den langjährigen brandenburgischen Geschäftsführern Uwe Meusel und Axel Kopelke wird vorgeworfen, sie hätten sich an rechten Käufern bereichert, der Szene aber „nichts zurückgegeben“. In einigen Foren wird nun zum Boykott der Marke aufgerufen. Rechte Kritiker weisen auch darauf hin, dass Pullover, T-Shirts und Jacken von Thor Steinar nicht in Deutschland genäht werden. „Wir lassen im Ausland fertigen“, bestätigte Mediatex. Die Firma dementierte aber, dass Mediatex seine Produkte in Polen nähen lasse. Von einem Absatzeinbruch spüre man nichts.

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