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Von Turnhallen zu Schlafräumen. Vor 25 Jahren wusste man sich angesichts der vielen Flüchtlinge noch zu helfen.

©  Tsp

Refugees welcome: Flüchtlingswelle in Berlin? Vor 25 Jahren war sie höher

11.500 Flüchtlinge werden bis Jahresende in Berlin erwartet. Unserem Kolumnisten kommt das wenig vor - verglichen mit der Situation vor 25 Jahren.

"Refugees welcome“. Die beiden Wörter, fünf Silben nur, sind in der sogenannten Unterstützerszene zur obersten Parole geworden, man sieht sie auf Schildern und Transparenten, kann sie als Aufkleber erwerben, die Sparpackung zu 40 oder sogar 100 Stück, auch bedruckte T-Shirts sind zu haben. Eine Kommerzialisierung des Flüchtlingsproblems, die es, wenn die Erinnerung nicht täuscht, vor 25 Jahren so nicht gab.

„Ossis welcome“? Nein, das trug im Westen Berlins niemand auf der Hemdenbrust vor sich her. War ja auch überflüssig. Nicht, dass es der Lage an Dramatik gemangelt hätte, war doch das Menschenrinnsal aus der DDR zum breiten Strom geworden. 11 500 Flüchtlinge sollen es 2014 bis Jahresende in der Stadt werden? Nun, vor 25 Jahren waren Anfang Oktober schon 26 000 Aus- und Umsiedler aufgenommen worden – in nur einer Stadthälfte! Und schon nahten weitere 2200 Menschen, die über Ungarn in den Westen und dann nach West-Berlin kamen.

Damit war die Kapazitätsgrenze dann doch erreicht, wie in einem Bericht der SFB-„Abendschau“ von damals nachzuerleben ist. Über die Sommerferien 1989 hatte man die Flüchtlinge in 18 Turnhallen untergebracht, auch nach Ferienende sollten sieben Sporthallen geräumt werden – nur als Zwischenlösung, danach sollten die Menschen auf Ausstellungshallen, Polizeikasernen oder Fabrikhallen verteilt werden. Sogar mit den Alliierten war man im Gespräch, um Kasernen zu nutzen. Nur von Zeltlagern wollte man absehen. Wer allerdings keine nahen Verwandten in West-Berlin habe, könne auf Dauer nicht bleiben, verkündete Sozialsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) damals. Es sei denn, er komme aus Ost-Berlin.

Berliners welcome.

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