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Karneval

© dpa

Regen und Kamelle: Berliner Karnevalsumzug trotzt dem schlechten Wetter

Frohsinn und Publikum kämpften gegen den Regen an: Trotz Schmuddelwetter kamen am Sonntag tausende Berliner zum Karnevalsumzug. Allerdings: Verkleidet waren die wenigsten.

Für die kleine Löwin beginnt der Karnevalsumzug mit Tränen: Weinend klettert die fünfjährige Verena an der Hand ihrer Mutter aus der U-Bahn am Ernst-Reuter-Platz. „Du siehst so schön aus“, sagt Teresa Wagner, die mit ihrer Familie eigens aus Brandenburg angereist ist, und streicht der Tochter über die braun geschminkte Wange. Aber das Mädchen will sich nicht beruhigen – sie wäre heute viel lieber ein Schmetterling, aber aus diesem Kostüm ist sie herausgewachsen. Und die Mutter hat es weitergegeben an Verenas jüngere Schwester, die hinter ihr die Treppe hinauf klettert. Doch auf das Löwenkind wartet süßer Trost: „Kamelle“, bunte Bonbons, außerdem Schokowaffeln und Fruchtgummis. Das alles wurde gestern ab 11:44 Uhr von 72 Umzugswagen geworfen und von den 40 Fußtruppen verteilt, die beim neunten Karnevalszug durch die City West dabei waren. Großer Wermutstropfen: Es regnete – nicht nur „Kamelle“.

Dauernieselregen ließ den Umzug buchstäblich ins Wasser fallen: Funkenmariechen mussten über ihre Kostüme transparente Regenmäntel stülpen. Und Besucher, die keinen Schirm dabei hatten, waren innerhalb von Minuten nass geregnet. Egal: 60 Tonnen Süßigkeiten haben die 3000 Narren, die beim Umzug entlang dem Ku’damm gestern unters Karnevalsvolk geworfen. Und leider flog ein Großteil davon in die riesigen Pfützen, die sich schnell auf den Straßen gebildet hatten. Die Bonbons schwammen darin wie kleine, bunte Fische. Aber auch Süßigkeiten, die nicht im Wasser landeten, blieben auf der Straße liegen. „Bückt euch doch erst mal, bevor wir neue Sachen werfen“, rief einer aus dem Zug.

Vielleicht kommen im nächsten Jahr mehr Besucher

Also: Ansingen gegen den Regen. Unterricht in rheinischem Liedgut gaben die Narren der Polit-Kneipe „Ständige Vertretung“. Nach dem hinlänglich bekannten Schlager über den Kölner Dom und „Viva Colonia“ konnten die Berliner weitere Karnevalsgesänge lernen: Das Lied vom „Bickersdorfer Büdche“, eine Samba, zu der die Besucher die Hüften bewegen durften. Das passte gut zum diesjährigen Motto des Umzugs: „Hier tanzt der Bär“ und wärmte.

Allerdings müssen die Berliner von den wahren Karnevalshochburgen noch viel lernen. Denn verkleidet hatten sich für den Umzug die wenigsten, und wenn, dann meist die Kinder. Obwohl sie „Zivilkleidung“ trugen, ließen sich aber auch die Erwachsenen von der närrischen Stimmung anstecken – trotz nur drei Grad plus und dem noch immer andauernden Nieselregen.

Der letzte Wagen im Zug war der des Prinzenpaares: Reinhard I. trug trotz der Wolken eine getönte Brille und winkte der Zuschauermenge zu, ebenso seine Prinzessin Doreen. Mit dem Prinzenpaar auf dem Wagen stand ein Sprecher, der sich beim Publikum bedankte: fürs Kommen, und fürs Verkleiden. „Seien sie bitte auch 2010 wieder mit dabei“, rief er. Vielleicht ist dann das Wetter besser, und es kommen, wie diesmal sehnsüchtig erhofft, tatsächlich eine Million Besucher.

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