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Spaziergänger auf dem Weg über die Kronprinzenbrücke ins Regierungsviertel.

© Picture Alliance / dpa

Regierungsviertel in Berlin: Eine namenlose Straße verschwindet

Seit 13 Jahren windet sich eine namenlose Straße durchs Berliner Regierungsviertel, die als Abkürzung beliebt ist. Jetzt soll sie abgerissen werden, Autos müssen einen Umweg über die Kronprinzenbrücke fahren.

Gegen die Entlastungsstraße ist der namenlose Bogen natürlich nur zweite Liga. Die Entlastungsstraße, als „Notstraße“ nach dem Mauerbau für West-Berliner Autofahrer durch den Tiergarten geschlagen, hatte 45 Jahre gehalten. Auch die Behelfskurve um die Schweizer Botschaft war nur als Provisorium angelegt worden. Dieses Provisorium, das wie einst die Entlastungsstraße an der Moltkebrücke beginnt, hält mittlerweile seit 13 Jahren. Nun wird – mal wieder – über den Abriss gesprochen. Aber diesmal ernsthafter als bisher.

Die Straße soll nach Plänen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zwischen Moltkebrücke um die Schweizer Botschaft herum zum Paul-Löbe-Haus zurückgebaut werden. Senatsbaudirektorin Regula Lüscher kündigte jetzt an, dass der Senat „in den letzten Zügen der Lösung“ sei. Einen richtigen Namen hatte die Straße nie bekommen, einen Gehweg gibt es nur auf einer Seite. Der Spreebogenpark wird nach dem Abriss größer.

Ursprünglich war die Straße nur für die Bauarbeiten gedacht

Ursprünglich diente die Kurve nur als Baustraße. Dann wurde allerdings der Tiergartentunnel nicht rechtzeitig zum Regierungsumzug fertig. Die Stadt beließ das Provisorium zunächst, um den Durchgangsverkehr auf der Nord-Süd-Achse aufzunehmen.

Als der Tiergartentunnel dann im Jahr 2006 eröffnet wurde, hätte die Behelfskurve verschwinden sollen. Doch dann meldete das Kanzleramt Sicherheitsbedenken an. Die Willy-Brandt- Straße zwischen Moltkebrücke und Paul-Löbe-Haus wurde für Autos gesperrt, nur BVG-Busse und Fahrräder dürfen durch. Mehr wollten die Sicherheitsbehörden direkt vor dem Kanzleramt nicht zulassen. Der Schlenker um die Botschaft aber blieb. Und wurde gerne genutzt, nicht nur aus Sicht der Schweizer Botschaft zu gerne. Trotz des Auto-Tunnels war der Schleichweg durchs Regierungviertel beliebt, vor allem bei Taxifahrern, Veranstaltern von Stadtrundfahrten und anderen Ortskundigen.

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Endgültig ist nun auch: Die ebenfalls namenlose Straße zwischen Kanzleramt und Paul-Löbe-Haus bleibt dauerhaft. Dass auch diese Straße nur ein Provisorium war, ist an dem auch hier fehlenden Gehweg auf der Kanzleramtsseite zu erkennen. Eigentlich sollte nach den Plänen der Architekten, die das „Band des Bundes“ entworfen haben, hier das „Bürgerforum“ entstehen. Die Autos, so hatten sich das die Verkehrsplaner gedacht, sollten unter dem Vordach des Paul- Löbe-Hauses durchrollen. Doch das empfand das Bundestagspräsidium Anfang 2001 plötzlich als störend – kleinlaut hatte der Vorsitzende der Bundestagsbaukommission, Dietmar Kansy, damals zugegeben, dass man übersehen habe, was das Land Berlin da so geplant hatte. Monate später, nach den Terroranschlägen des 11. September, war dann endgültig klar, dass es keinen Autoverkehr unter dem Vordach geben wird.

Die Straße soll nicht zur zweiten Entlastungsstraße werden und am Ende 45 Jahre alt werden

Also wurde die Straße durch das Forum zwischen Paul-Löbe-Allee und Otto-von-Bismarck-Allee legalisiert. Jetzt entschied sich die Stadtentwicklungsverwaltung für eine neue Variante: Vermutlich ab dem Jahr 2014 sollen Autos, die von der Straße des 17. Juni kommen, über die Konrad-Adenauer-Straße, Kronprinzenbrücke und Kapelle-Ufer Richtung Hauptbahnhof oder Alt-Moabit fahren.

Sicher ist das Datum 2014 dem Vernehmen nach aber nicht. Aber 45 Jahre alt, wie die Entlastungsstraße, werde der Bogen um die Botschaft nicht werden, versicherte die Verkehrsverwaltung.

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