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Berlin: Reichstag, Love Parade und Sofi - der Berliner feiert

Die Sehnsucht des Menschen, an großen Geschehnissen teilzuhaben, die ihn selbst erhöhen, ist unbezwingbar. Manchmal wird sie so übermächtig, dass die Ereignisse noch größer geredet werden müssen.

Die Sehnsucht des Menschen, an großen Geschehnissen teilzuhaben, die ihn selbst erhöhen, ist unbezwingbar. Manchmal wird sie so übermächtig, dass die Ereignisse noch größer geredet werden müssen. Der Spaß- und Event-Gesellschaft ist jeder Anlass recht, kollektiv in "Ahhs" und "Ohhs" auszubrechen. Zu bedauern waren gestern eigentlich nur die armen Schattenkinder, die ganz der grauen Vernunft verpflichtet, sich nicht aus dem Hause trauten, damit nicht der Schimmer eines Verdachts auf sie fiele, sie könnten sich unter die verrückten Sonnenjünger mischen wollen. Selbst gebastelte Brillen kursierten, ganz Engagierte kletterten auf Dächer und Hügel, und hysterische Naturen mussten wieder einmal enttäuscht feststellen, dass von sowas die Welt nicht untergeht.

Irgendein kosmisches Event jagt fast jeden Sommer durch die Welt. Wo ein Kometenregen gierig als Gratisinszenierung esoterischer Götter begrüßt wird, gibt auch die verfinsterte Sonne eine tapfere Protagonistin für die Erlebnisgesellschaft, die nach immer außergewöhnlicheren Reizen sucht. Kein Naturereignis darf mehr natürlich und uninszeniert über die Bühne gehen.

Mittagszeit war jedenfalls Party-Zeit, da soll uns die Sonne so recht sein wie jeder andere Vorwand. Insofern haben die Untergangspropheten vielleicht nicht den Zeitpunkt richtig getroffen, aber den Umstand: Feiernd geht die Welt zugrunde. An Anlässen wird auch künftig kein Mangel sein.

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