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Berlin: Reif für die Museumsinsel?

Die Alten Meister sollen vom modernen Kulturforum umziehen ins antike Herz der Stadt – sagt zumindest Bausenator Strieder. Denn dort fänden die Touristen sie wenigstens

Wie sieht das Kulturforum rund um die Matthäikirche in zehn Jahren aus? Gibt es dann noch die Gemäldegalerie? Wenn es nach Stadtentwicklungssenator Peter Strieder geht, eher nicht. Der Standort sei „unterbewertet“, sagt er. Strieder will italienisch wirkende Kolonnaden, ein „Campanile“-Hochhaus, zwei Torhäuser und andere Gebäude an der Potsdamer Straße bauen lassen. Die Gemäldegalerie ist nach Ansicht des Senators reif für die Museumsinsel.

Der 1998 eröffnete, für fast 150 Millionen Euro errichtete Bau, versteckt sich geradezu hinter einer Betonrampe, die Strieder zugunsten eines „Museumsplatzes“ abreißen lassen will. Jährlich rund 260 000 Besucher (einschließlich Kupferstichkabinett und Kunstbibliothek) entsprechen nicht den Erwartungen. „Man soll die Zahlen nicht schlecht reden, aber sie sind der Bedeutung der Sammlung nicht angemessen“, heißt es bei den Staatlichen Museen. Das städtebauliche Umfeld stimmt traurig: leer und öde – trotz der Nähe des Potsdamer Platzes. Wie steht es mit einem Umzug?„Es gibt Überlegungen, mehr nicht, keine konkreten Pläne.“

Klaus-Peter Schuster, der Generaldirektor der Staatlichen Museen, begrüßte eben erst – zwei Jahre nach der Wiedereröffnung der Alten Nationalgalerie – die millionste Besucherin. Und wieder einmal stand hier die Museumsinsel im Rampenlicht, jenes Juwel, das schon durch seine Lage die Touristenströme aus Richtung Unter den Linden anzieht. Viele Besucher dort haben noch nie etwas vom „Kulturforum“ gehört. Hätte die Neue Nationalgalerie nicht gerade das MoMA aus New York zu Gast, das Kulturforum in Tiergarten stünde wieder einmal völlig abseits.

Im Juni 2003, beim Festakt „Fünf Jahre Gemäldegalerie am Kulturforum“, hatte Schuster den Neubau der Architekten Hans Hilmer und Christoph Sattler gelobt: „In höchstem Maße würdig, mit wunderbarem Licht und makelloser Technik.“ Es sei Zeit gewesen, das Provisorium eines Westteils in Dahlem und eines Ostteils im Bodemuseum zu beenden. Er lobte den Amtsvorgänger Wolf-Dieter Dube, der angesichts des beklagenswerten Bauzustandes der Museumsinsel nicht gezögert habe, mit dem Neubau dieser Gemäldegalerie das Kulturforum zu vollenden.

Aber Schuster sah auch in die Zukunft. Auf dem Kulturforum, neben dem modernen Herzen der Stadt, wünsche er sich die Künste des 20. Jahrhunderts und der kommenden Jahrhunderte versammelt (also auch in den Räumen der heutigen Gemäldegalerie). Auf der Museumsinsel sollte die Kunst Europas vom Beginn bis um 1900, in miteinander verbundenen Museumstempeln zusammengeführt werden. Im wiedereröffneten Bodemuseum, würden ohnehin spätestens 2006 außer Skulpturen auch Gemälde zu sehen sein.

Die Gemäldegalerie, die sich auf den 400.Geburtstag von Rembrandt im Jahr 2006 vorbereitet, besitzt eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen europäischer Malerei vom 13. bis zum 18. Jahrhundert. Sie verfügt über eine der größten Rembrandt-Kollektionen, über Werke aller kunsthistorische Epochen – mit Gemälden von van Eyck, Bruegel, Dürer, Raffael, Tizian, Caravaggio, Rubens und Vermeer. In der Hauptgalerie sind 1000 Werke ausgestellt, dazu kommen rund 400 Bilder der Studiengalerie im Sockelgeschoss. Ein Jahr nach der Eröffnung 1998 wurde bereits der 500 000. Besucher erwartet. Direktor Jan Kelch klagte aber schon damals: „Unser Umfeld hat einen öden Anstrich.“ Der Vorplatz sei wenig kulturvoll und kaum einladend.

Noch hat die Umgestaltung nicht das Jawort des Senats, noch gibt es Beschlüsse des Abgeordnetenhauses, das Kulturforum nach Vorstellungen des Philharmonie-Architekten Hans Scharoun mit einem „Gästehaus“ zu vollenden. In den achtziger Jahren waren Pläne, das Forum unter anderem mit einem „Campanile“ und Kolonnaden zu bebauen, am öffentlichen Protest gescheitert.

Christian van Lessen

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