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Der kuriert. Drei Tage lang alle Mahlzeiten durch Haferbrei ersetzen, das reguliert den Blutzuckerspiegel. Schmeckt nicht? Geht schon. Man kann ja etwas Gemüse drunter mischen.

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Reine Formsache Folge 4: Hafer futtern gegen Diabetes

Zu wenig Bewegung, unausgewogene Kost? Das ist der sichere Weg zur Insulinrestistenz, einer Vorstufe von Diabetes. Eine Ballaststoff-Kur kann nützen.

Manchmal fühlt man sich eben nicht gut. Müde, abgeschlagen. Es wird einem öfter mal schwindlig. Das Wetter? Der Stress? Kein Mensch wird deswegen gleich zum Arzt gehen. Eher schon, wenn ständiger Durst hinzu kommt, wenn man häufiger schlecht sieht, wenn Wunden, besonders an den Füßen, nicht mehr heilen wollen. Wenn das alles zusammenkommt. Der Arzt wird dann vermutlich den Blutzucker bestimmen. Bei Nüchternwerten von mehr als 125 Milligramm pro Deziliter liegt der Schluss nah: Der Patient ist zuckerkrank. Diabetes Typ 2 nähert sich schleichend. Er ist, im Gegensatz zur selteneren Autoimmunerkrankung Typ 1, eine Insulinrestistenz, die zwar ererbt sein kann, aber durch eine falsche Lebensführung begünstigt wird.

Insulinrestistenz ist die Vorstufe von Diabetes

Zu wenig Bewegung, zu viel Junkfood, zu viele schlechte Kohlenhydrate, zu viel Süßes. Wenn der Arzt anhand der Laborwerte von Insulinrestistenz spricht, hat man die Vorstufe, den Praediabetes, bereits erreicht. „Da ist man schon auf der falschen Rampe“, sagt Ernährungsmedizinerin Anne Fleck. Das lebenswichtige Hormon Insulin wird vom Körper nicht mehr ausreichend produziert oder aber es kann nicht ausreichend wirksam werden. Die Zuckerkonzentration im Blut steigt, der Zucker wird mit dem Urin ausgeschieden. „Adipositas, also starkes Übergewicht, ist ein Schrittmacher des Typ 2-Diabetes“, sagt Anne Fleck. Und dennoch muss nicht jeder Zuckerkranke zu dick sein.

Der Arzt wird eventuell eine medikamentöse Behandlung einleiten. Denn wer an Diabetes leidet, riskiert Nervenschäden, Durchblutungsstörungen, diabetische Geschwüre, die nicht mehr heilen wollen. Auf alle Fälle wird er aber zwei schlichte Methoden nennen, mit denen die Krankheit in Schach zu halten ist oder sogar verschwindet: regelmäßige Bewegung und eine Ernährungsumstellung. Das Ziel ist, die Insulinempfindlichkeit und die Zuckerverwertung wieder zu verbessern.

Den Hafertag kann man gut einmal die Woche wiederholen

Dabei hilft schon, abzunehmen. Am besten, rät Anne Fleck, durch Lebensmittel mit niedrigem glykämischem Index, also Gemüse, Hülsenfrüchten, Obst mit geringem Zuckeranteil, Vollkornprodukten. Denn Ballaststoffe wirken regulierend auf den Blutzuckerspiegel und den Fettstoffwechsel.

Als Einstieg raten Ernährungsmediziner zur Haferkur. Drei bis vier Tage lang zu allen drei Mahlzeiten je 75 Gramm Haferflocken oder Haferkleie mit maximal einem halben Liter Wasser oder fettfreier Bouillon aufkochen, eventuell etwas Gemüse wie Lauch, Champignons, Zwiebeln oder auch Knoblauch und Kräuter dazugeben oder auf eine süße Variante mit 50 Gramm Erd- oder Himbeeren setzen. Dazu viel Wasser oder Tee trinken. Danach wird auf eine proteinreiche Kost umgestellt; den Hafertag kann man aber gut einmal die Woche wiederholen. Denn im Hafer steckt Beta-Glucan, ein Ballaststoff, der den Blutzuckerspiegel senken hilft.

Anne Fleck plädiert für die Zeit zwischen den Haferkuren für eine kohlenhydratarme Ernährung. „Morgens Magerquark mit Obst und etwas hochwertigem Leinöl ist besser als ein Frühstücksbrot. Wer nicht ohne das leben kann: Die Woche hat sieben Tage, dann gönnt man sich die Stulle eben an einem davon.“ Mittags empfiehlt sie Salat oder Gemüse mit Fleisch oder Fisch und „maximal einer kleinen Handvoll Reis oder einer Pellkartoffel“. Und abends? „Kohlenhydratarm, je nach Genuss.“ Na super.

Dr. Anne Fleck, 42, Ernährungsmedizinerin und Fachärztin für Inneres und Rheumatologie in Berlin und Hamburg, ist einer der „Ernährungsdocs“ aus der gleichnamigen NDR-Serie.
Dr. Anne Fleck, 42, Ernährungsmedizinerin und Fachärztin für Inneres und Rheumatologie in Berlin und Hamburg, ist einer der „Ernährungsdocs“ aus der gleichnamigen NDR-Serie.

© i-stock / Nikola Bilic

Von jetzt auf nachher wird das komplette Programm vielleicht nicht durchzuhalten sein. „Aber in kleinen Schritten anzufangen durchaus. Am besten mit einem Ritual, etwa dem Quarkfrühstück beginnen. Politik der kleinen Schritte.“ Weniger Alkohol trinken, nicht rauchen, Fastfood als absolute Ausnahme, mehrmals die Woche auf Bewegung achten – das alles sollte der Wohlstandsmensch bei seiner Läuterung beachten. Dann, sagt Anne Fleck, wird er „in engmaschiger Abstimmung mit dem Diabetologen und dem Ernährungsmediziner“ seine Medikamente deutlich reduzieren oder sogar auf sie verzichten können. www.docfleck.com

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