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Berlin: "Reine Spekulation" sagt Angela Merkel

Über der künftigen CDU-Bundeszentrale in der Nähe des Lützowplatzes sind dunkle Wolken aufgezogen. Dem schiffsförmigen Bauwerk, für das im vergangenen Juni Richtfest gefeiert wurde, drohen eine ungewisse Zukunft, vielleicht auch Leerstand.

Über der künftigen CDU-Bundeszentrale in der Nähe des Lützowplatzes sind dunkle Wolken aufgezogen. Dem schiffsförmigen Bauwerk, für das im vergangenen Juni Richtfest gefeiert wurde, drohen eine ungewisse Zukunft, vielleicht auch Leerstand. Die Spendenaffäre und eine mögliche drastische Kürzung staatlicher Zuwendungen oder auch Rückzahlungen könnten die CDU-Bundeskasse so stark belasten, dass für den Einzug in die neue Bundeszentrale und ihre Unterhaltung das Geld fehlt. Die kursierenden Gerüchte aus Kreisen des CDU-Bundesvorstands über einen möglichen Verkauf des Grundstücks bezeichnete am Sonntag die Sprecherin von CDU-Generalsekretärin Angela Merkel als "reine Spekulation".

Es gebe keinen Beschluss des Bundesvorstands über einen Verkauf des Grundstücks, das die Union inzwischen erworben habe. Weitere Erklärungen wollte die Sprecherin der Generalsekretärin nicht abgeben. Aus der Bundespartei sind derweil schon Stimmen zu hören, die vor einer Investitionsruine und und dem rufschädigenden Anschein eines "Notverkaufs" des 60-Millionen-Projekts warnen. Sie weisen darauf hin, dass es für die CDU-Bundesgeschäftsstelle in Berlin zur Zeit keine räumliche Alternative gibt und das Konrad-Adenauer-Haus in Bonn definitiv aufgegeben wird. Auch wenn ein Ausweichquartier in Berlin gefunden werden könnte, müsste auch dafür viel Geld gezahlt werden. Andererseits wird zu Bedenken gegeben, dass die in Finanznot steckende Partei viele Millionen Mark benötigt, um die nächsten Wahlkampagnen im Jahr 2002 bezahlen zu können. Der teure Neubau könnte einen Strich durch die Rechnung machen.

Die Parteizentrale, die vom Berliner Bauträger Groth + Graalfs nach Plänen der Architekten Petzinka und Pink errichtet wird, ist ein wesentlicher Bestandteil des neuen "Tiergarten-Dreiecks" an der Klingelhöferstraße, zu dem insgesamt zwölf Bauten gehören, in denen meist exklusive Eigentumswohnungen, aber auch Botschaften eingerichtet werden. Das sechsgeschossige dreieckige CDU-Bauwerk an der Ecke zur Corneliusstraße wird eine zum Lützowplatz gerichtete gläserne Spitze haben. Beim Richtfest hatte Generalsekretärin Angela Merkel in Anspielung an die schiffsähnliche Form versichert, die neue Zentrale der Partei werde "den Wogen trotzen". Als Einzugstermin wurde der 30. April nächsten Jahres genannt. Dann, so hieß es, wolle man mit einer "schlanken Organisation" von 150 Mitarbeitern einziehen - so viele, wie auch im Konrad-Adenauer-Haus in Bonn arbeiten. Die CDU hatte sich zunächst am Leipziger Platz ansiedeln wollen. Die Pläne platzen, Bauunternehmer Klaus Groth, selbst Mitglied der Partei, erneuerte sein Angebot, die Bundeszentrale zu bauen. Auch der SPD und den Grünen hatte er übrigens über ein Akquisitionsbüro in Bonn Angebote gemacht. Das lange als Klingelhöfer-Dreieck bekannte Gelände, von Groth zum Tiergarten-Dreieck ernannt, machte bei der Suche nach dem geeigneten Standort das Rennen.

Große Hotels in der Nähe, der Neubau der Konrad-Adenauer-Stiftung gegenüber - das waren Argumente, die überzeugten. Weniger überzeugte die Parteispitzen der Namensvorschlag eines Hamburger CDU-Ortsverbandes vom November vergangenen Jahres. Er hatte beantragt, der Neubau solle "Helmut-Kohl-Haus" heißen.

C. v. L.

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