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Berlin: Reingefallen

Moderator Benjamin Tewaag stand vor Gericht, weil er sich für Sketche als Polizist verkleidet hatte

Ein gefesselter Mann ging vor dem Gefängnis in Moabit auf und ab. Er sprach Fußgänger an: „Entschuldigen Sie, könnten Sie die Handschellen durchsägen?“ Einige sahen irritiert weg, andere lächelten mitleidig. „Die meisten Passanten haben mich gar nicht ernst genommen“, meinte Benjamin Tewaag zur Richterin.

Die Polizei aber konnte gar nicht lachen über die Sketche, die der 29-jährige Tewaag im vergangenen Herbst drehte und schlug mit der Macht des Staates zurück: Seit gestern muss sich der älteste Sohn von Schauspielerin Uschi Glaswegen Amtsanmaßung, Missbrauch von Notrufen, Vortäuschens von Straftaten und unbefugten Tragens einer inländischen Uniform vor dem Amtsgericht Tiergarten verantworten.

Für Tewaag zählt ein Auftritt vor Gericht schon fast zur Routine. Doch diesmal geht es nicht um Prügeleien, mit denen er als „wilder Ben“ Schlagzeilen machte. Diesmal geht es um seine Sendung „Mission MTV“, eine verschärfte Version der „Versteckten Kamera“. Die Ideen stammten von Tewaag, damals Moderator beim Musiksender MTV und heute nach eigenen Angaben arbeitsloser Schauspieler, der auf Pump lebt. Die Szene vor dem Gefängnis war vergleichsweise harmlos. Später verstaute der Glas-Sohn einen gefesselten Bekannten in den Kofferraum eines Autos und versuchte, ihn als angeblich Verrückten in einer Nervenklinik abzugeben – bis die Pförtnerin die Polizei rief. Dann hielt er Autofahrer an und wollte die Fahrzeuge konfiszieren. Radfahrer wollte er wegen zu langsamen Fahrens zur Kasse bitten. Und schließlich nahm er als SEK-Mann verkleidet Prominente fest.

Für Tewaag und drei mitangeklagte Männer waren das alles Scherze. „Das waren doch Situationen, die es gar nicht gibt in der Realität“, sagte Tewaag. Die Reaktionen der Opfer sollten – natürlich mit deren Einverständnis – als Lacher in der Sendung dienen. Polizeieinsätze zu provozieren, sei nie Absicht gewesen. Im Gegenteil. Man habe die Polizei vorab informiert. „Ich habe schon für Hape Kerkeling gearbeitet, da wurde dasselbe gemacht“, beschwerte sich Tewaag. Sein Anwalt verlangte denn auch, TV-Spaßmacher als Zeugen und Experten zu laden: Kerkeling, Stefan Raab, Kurt Felix, Fritz Egner. Da könnte es noch lustig werden im Prozess, der am 28. Juni fortgesetzt wird.

Kerstin Gehrke

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