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Berlin: Reitsport: Gestüt mit Gemüt und langer Tradition

Mit seinen knapp 200 Einwohnern ist das uckermärkische Görlsdorf eine der kleinsten Gemeinden inmitten des Biosphärenreservates Schorfheide-Chorin. Dennoch genießt der idyllische Flecken in ganz Deutschland und darüber hinaus großes Renommee.

Mit seinen knapp 200 Einwohnern ist das uckermärkische Görlsdorf eine der kleinsten Gemeinden inmitten des Biosphärenreservates Schorfheide-Chorin. Dennoch genießt der idyllische Flecken in ganz Deutschland und darüber hinaus großes Renommee. Denn hier befindet sich eine der traditionsreichsten Zuchtstätten edler Pferde englischen Vollblutes. Einst war der Ort Sitz der Familie von Redern, die Görlsdorf seit 1632 besaß und größtenteils bis 1945 hier lebte. Der Neffe des Grafen Friedrich Wilhelm von Redern (1802 - 1883), Wilhelm von Redern errichtete 1883 das Gestüt. Seit nunmehr 117 Jahren werden hier Rennpferde gezüchtet.

Vergebens sucht man zwar heute nach dem märchenhaften Schloss derer von Redern. Es fiel dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer. Die 1829 errichtete Gartenlandschaft trägt die Handschrift des preußischen Hofgärtners Peter Josef Lenné. Doch das wahre Schmuckstück ist das Gestüt mit seinem imposanten Tor, das sich zu einem 124 Hektar großen Areal öffnet. Die lange, mit Hecken gesäumte Auffahrt führt vorbei an Weideland und gepflegten gärtnerischen Anlagen zu Ställen und Wirtschaftsgebäuden. Und zum Büro von Gestütsmanagerin Suzanne Roberts. Nach Irland, England, Amerika, Kanada ist die gebürtige Engländerin nun in Deutschland daheim.

Neben umfangreicher Sanierung der Anlagen und verbesserter züchterischer Basis verheißt ihr professionelles Management dem Gestüt eine glänzende Zukunft. So gehörten in diesem Jahr die Schlagzeilen der Fachpresse Ternhill, jenem Fuchsschimmelhengst, der auf der September-Auktion in Baden-Baden einen Preis von 200 000 Mark erzielte. Insgesamt sechs Jährlinge zählten auf der großen internationalen Auktion zur Offerte des Gestüts. Neben Ternhill gehören dazu auch Rosy Mantele, die für 28 000 Mark nach Italien verkauft wurde und Morina. Sie galoppiert nun in Frankreich. Beide sind Töchter des berühmten Zuchthengstes Neshad (USA) und der Stuten Reine Rouge und Mana.

Bewunderung und den stolzen Preis von 39 000 Mark brachte dem Gestüt auch Brunnera ein, deren Vater der dunkelbraune Hengst Greinton (Großbritannien), zweifacher Rekordhalter über 1600 und 2000 Meter, dreifacher Gruppe-1-Sieger, und Vater weiterer berühmter erstklassiger Rosse ist. Seine Nachkommen gewannen weltweit über zehn Millionen Mark. Er gehört zum Bestand des Görlsdorfer Gestüts, wo auch Brunneras Mutter Bravour zu Hause ist. Sie galt zu DDR-Zeiten als Spitzenstar unter den Galoppern. Bis zur Wende errangen Görlsdorfer Pferde 47 Siege in klassischen Rennen, darunter sieben in Hoppegarten. 164 Pferde zählte das Gestüt, bevor Roberts vor drei Jahren das Management übernahm. Vertreter der alten Zucht findet man auch heute noch in Görlsdorf.

Christine Röwer

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