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Rekord-Geburt: Ein Zwölf-Pfundskerl

Im Virchow-Klinikum kam das schwerste Baby Deutschlands zur Welt. Seine Mutter hat bereits 13 Kinder.

Eigentlich sollte er ja Yusuf heißen. Aber nachdem klar war, dass es ein Kraftakt werden wird, ihn zur Welt zu bringen, haben sich Elfi und Mohammad Yaghi einen anderen Namen für ihren Jungen ausgesucht: Jihad. Das heißt im Arabischen Anstrengung oder Kampf. Sieben Stunden dauerte die Geburt, am Dienstagvormittag kam der Junge im Weddinger Virchow-Klinikum ohne Komplikationen zur Welt. Gestern gab die Klinik seine Rekordmaße bekannt: 6080 Gramm, 59 Zentimeter. „Nach unseren Recherchen ist in Deutschland niemals zuvor ein so schweres Kind ohne Operation geboren worden“, sagt der Chefarzt der Klinik für Geburtsmedizin, Wolfgang Henrich.

„Dass er etwas größer wird, haben wir erwartet – aber dass er so schwer ist, hat uns doch überrascht“, sagt Elfi Yaghi. Erschöpft, aber glücklich sitzt die 40-Jährige mit Kind und Mann neben den gepackten Sachen, gestern Nachmittag konnte sie die Klinik verlassen. Zu Hause, in der Sechs-Zimmer-Wohnung in Wedding, warteten bereits Jihads 13 Geschwister – neun Brüder und vier Schwestern – mit dem Willkommensessen, der älteste ist 20, der jüngste ein Jahr alt. „Jetzt ist aber Schluss“, sagt Mohammad Yaghi (41). „Das ist unser letztes Kind“, ergänzt seine Frau. „Sonst steht gesundheitlich zu viel auf dem Spiel.“

„Das hat nichts mit Heiliger Krieg zu tun“

Dass der kleine Jihad bei der Geburt so groß war wie andere Babys nach sechs Monaten, begründet Kreißsaalärztin Elke Rodekamp mit der Schwangerschaftsdiabetes, an der die übergewichtige Mutter litt. Als Reaktion auf den Zuckergehalt im Blut der Mutter entwickelte das Kind viel Fett. Zuvor hatte Elfi Yaghi bereits drei Kinder zur Welt gebracht, die jeweils mehr als fünf Kilo wogen.

Kräftig gefreut. Elfi und Mohammad Yaghi mit Jihad.
Kräftig gefreut. Elfi und Mohammad Yaghi mit Jihad.

© Lars von Törne

Mit dem Zuwachs wird es langsam eng in der 130-Quadratmeter-Wohnung, sagt der Vater. Schon seit fünf Jahren suchen sie eine größere Bleibe, aber sobald Vermieter hörten, wie viele Kinder die Familie hat, winkten sie ab. Dabei seien sie eine gut organisierte Familie, betont Elfi Yaghi: „Jeder hat eine Aufgabe, die Älteren kümmern sich um die Jüngeren.“ Bislang hätten sie es ohne Haushaltshilfe geschafft. Und ihr Mann, der aus dem Libanon stammt und derzeit keine Arbeit hat, packe zu Hause auch mit an.

Fast ebenso oft wie nach dem Gewicht ihres Neugeborenen wurden die Eltern am Freitag von Journalisten nach dem Namen des Kindes gefragt, der im Islam mehrere Bedeutungsebenen hat. „Das hat nichts mit Heiliger Krieg zu tun“, sagt Elfi Yaghi, die zum Islam konvertiert ist, sich aber ebenso wie ihr Mann als nicht streng gläubig bezeichnet. Für sie habe der Name mehrere Bedeutungen: Neben dem Kampf, den die Geburt bedeutet habe, stehe Jihad auch für das Bemühen, in Gottes Sinne Gutes zu tun. Außerdem sei die Geburt eines gesunden 14. Kindes ein Gottesgeschenk, ergänzt der Vater. Da habe der Name einfach nahegelegen. Dass der Junge so kräftig ist, lässt übrigens keine Rückschlüsse auf die Zukunft zu, sagen die Eltern zum Abschied: Die anderen Kinder, die bei der Geburt über dem Durchschnitt lagen, seien inzwischen „schlank und rank“.

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