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Kein Zug wird kommen. Seit Mai 2006 halten die ICE nicht mehr am Zoo. Fahrgäste im Ost-West-Verkehr müssen in Spandau oder am Hauptbahnhof einsteigen.

© Doris S.-Klaas

Renaissance eines Bahnhofs: Erste Fernzüge am Zoo schon im Sommer

Die ersten Fernzüge sollen schon im Sommer am Zoo halten. Ein Privatunternehmen will täglich mit drei Zügen zwischen Köln und Berlin pendeln. Die Händler freuen sich auf steigende Umsätze.

Am Bahnhof Zoo sollen wieder Fernzüge halten. So haben es zumindest die SDP und die CDU in ihren Koalitionsverhandlungen vereinbart – und zumindest die Anlieger reagierten erfreut. Da Charlottenburg-Wilmersdorf eine Neugestaltung und Verkehrsberuhigung des Hardenbergplatzes plane und bald das Luxushotel Waldorf-Astoria im neuen Zoofenster-Hochhaus eröffnen solle, bestehe die Chance auf eine positive Entwicklung, sagte der Vorsitzende der AG City, Klaus-Jürgen Meier. Allerdings müsse die Bahn die Station modernisieren, um eine „Rückkehr zur Schmuddelecke zu vermeiden“. Es ist zumindest schon jetzt geplant, dass ab Sommer die Fernzüge eines privaten Betreibers am Zoo halten werden, der Fahrten zwischen Köln und Berlin anbieten will.

Der neue Charlottenburg-Wilmersdorfer Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD) sagte, eine Rücknahme der Bahn-Entscheidung gegen den einstigen Fernbahnhof sei „überfällig“. Naumann erinnerte an die „langjährigen, hartnäckigen Bemühungen“ vieler Anwohner und Initiativen wie der der ehemaligen Pfarrerin Helga Frisch. Letztere hatte die Initiative „Bürgerprotest gegen die Schließung des Bahnhofs Zoo“ gegründet, 140 000 Unterschriften gesammelt sowie vor fünf Jahren gemeinsam mit dem Bezirk eine Menschenkette organisiert.

Ob sich die Bahn bewegt, muss sich jedoch zeigen. Ein Sprecher sagte nur, Koalitionsabsprachen kommentiere man nicht. Bisher hatte es der Konzern offiziell strikt abgelehnt, über einen Halt auch nur nachzudenken. Nach Tagesspiegel-Informationen ist der Verzicht auf den Stopp im Bahnhof Zoo aber auch im Konzern umstritten. „Wir haben uns hier verrannt“, sagte ein leitender Mitarbeiter. Wenn es einen eleganten Weg gebe, ohne Gesichtsverlust zurückrudern zu können, stünden die Chancen sehr gut, dass Zoo wieder zu einem echten Fernbahnhof werde.

Offiziell hatte die Bahn 2006 die Aufgabe der Stopps mit Engpässen beim Fahrplan begründet. Intern hatte der damalige Bahnchef Hartmut Mehdorn aber zugegeben, dass es darum ging, die rund 20 000 Fahrgäste des Fernverkehrs vom Zoo zum neu eröffneten Hauptbahnhof zu lenken, wo 80 von der Bahn vermietete Geschäfte und Restaurants auf Kunden warten. Mehdorns Nachfolger Rüdiger Grube blieb bei dieser Linie.

Dagegen setzt die MSM-Gruppe aus Köln voll auf den Bahnhof Zoo. Sie will im Sommer täglich mit drei Zügen von Köln nach Berlin und zurück fahren. Alle sollen auch am Zoo halten – zwei zudem im Bahnhof Friedrichstraße. Dort seien die Züge besser zu erreichen als im Hauptbahnhof, sagte MSM-Chef Niko Maedge. Auf einen Stopp im Hauptbahnhof verzichtet er. Auch der Vogtlandexpress aus Plauen fährt bereits jetzt bis zum Zoo – mit Halt am Hauptbahnhof.

Die Händler im Bahnhof Zoo hoffen auf mehr Umsatz. Bereits 2007 hatte zum Beispiel ein Kaffee- und Süßwarenladen im Bahnhof schließen müssen, weil die Betreiberin nach eigenen Angaben „nur noch Verluste“ machte. Andere Geschäfte verzeichneten dagegen geringere Einbußen als befürchtet. „Es gab keinen starken Einbruch“, sagt Yvonne Liese vom seit acht Jahren bestehenden Accessoiregeschäft „Six“. Wolfgang Bauer, Chef der Tabakwarenladenkette T. H. Kleen, findet: „Meinetwegen muss sich nichts ändern.“ Und im Blumengeschäft „Ring Blumen“ sagt Verkäuferin Nicole Grunow: „Es hat sich eingependelt.“ Die Einnahmen seien nur geringfügig gesunken; von vielen Kunden höre sie, dass diese das Shoppingcenter im Hauptbahnhof als „zu groß“ empfänden.

Der Direktor des Waldorf-Astoria, Friedrich Niemann, hat stets betont, die Umgebung passe zwar noch nicht optimal, habe aber ein enormes Potenzial. Er hatte auch Gespräche mit der Bahn über mögliche Verbesserungen angekündigt, die Chancen auf einen erneuten Halt von Fernzügen aber als gering eingestuft.

Der Bahnhof scheint für die Bahn grundsätzlich ein schwieriges Thema zu sein. Bereits 2006 hatte sie angekündigt, die Anlage umbauen zu wollen. In diesem Frühjahr hatte sie die Absicht noch einmal bekräftigt. Bis heute ist aber keine Entscheidung dazu gefallen. Ein Umbau, der den Bahnhof attraktiver machen würde, könnte die Rufe nach einem Stopp der Fernzüge nämlich noch lauter machen, sagte ein Insider. Auf die Fahrzeit würde sich der Halt kaum auswirken.

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