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Bürgermeister-Kandidatin Renate Künast bemüht sich auf dem Kirchentag um frohe Botschaften - und natürlich auch um grüne Botschaften. Schließlich ist ja Wahlkampf.

© dpa

Renate Künast: Mit der Bibel in den Wahlkampf

Vor einem Monat sprach sie auf der Jugendweihefeier im Friedrichstadtpalast. Jetzt ist sie auf dem Kirchentag in Dresden. Renate Künast findet auf dem Kirchentag aktuelle Bezüge zur Bergpredigt.

Renate Künast, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag und Bürgermeister-Kandidatin in Berlin, will sich seelisch, weltanschaulich nicht festlegen lassen. Am Donnerstagmorgen drängen sich 600 Menschen im Hörsaal 3 der Technischen Universität. Sie wollen die Bibelarbeit mit Künast erleben - obwohl parallel Margot Käßmann predigt. Es geht um den Glücks-Text der Bibel, um die Bergpredigt und die Seligpreisungen. „Glückselig sind, die Mut zur Gewaltlosigkeit zeigen“, „… deren Herzen rein sind…“, „… die um der Gerechtigkeit willen Verfolgten“.

Überall gehe es heute ums Glück, sagt Renate Künast. Forscher suchen danach, Ratgeber weisen den Weg. Aber was ist „Glückseligkeit“ und wie unterscheidet sie sich vom puren „Glück“? Sie habe viel darüber nachgedacht, sagt die Grünen-Politikerin. Ihr Ergebnis: Glück sei die irdische Dimension, selig die himmlische. Glückselig die Verbindung von beidem: hier und später, Gegenwart und Zukunft. Glück ist für Künast kein Ruhekissen; Glück erfordere Arbeit. Dann springt sie ein bisschen zwischen den Seligpreisungen hin und her, bleibt bei der Gerechtigkeit hängen, erinnert an die Flüchtlinge aus Afrika, und findet beim „reinen Herzen“ ihr Thema.

Ein reines Herz hat der Aktive, der sich einsetzt für andere, sagt Künast und präsentiert ihr Rezept für die Glückseligkeit: „Sich überlegen, was einem wertvoll ist und loslegen.“ Es folgt eine Pause. Ein Cellist setzt ihren Worten mit jazzigen Tönen nach. Nach fünf Minuten tritt Künast wieder ans Pult. „Ich weiß, Sie warten schon seit einer halben Stunde darauf“, sagt Künast und sagt es endlich, das E-Wort: Energiewende. Hunderte johlen. Es sind Renate-Festspiele. Künastsche Glückseligkeit hat mit Arbeit und Verantwortung zu tun und mit der Entscheidung für die Umwelt. Als die Politikerin die Etappen der Energiewende aufzählt, wird aus der Bibelarbeit Wahlkampf. Es folgt die politische Botschaft: Der Ausstieg muss innerhalb der nächsten zehn und nicht elf Jahre erfolgen und bis dahin die Sicherheitsstandards der Kraftwerke erhöht werden. „Arrangiert Euch nicht mit römischen Besatzern“, ruft Künast, „mischt Euch ein“. Die Bibel, so scheint es, ist so aktuell, dass sie geradewegs ins Grüne Parteiprogramm passt.

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