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Berlin: Rent a Oma

"Die nehmen wir." An die erste Begegnung mit der Wunsch-Oma erinnert sich Ute Güldag gut.

"Die nehmen wir." An die erste Begegnung mit der Wunsch-Oma erinnert sich Ute Güldag gut. "Schon nach wenigen Minuten war mir klar: Die oder keine." Das war vor über drei Jahren. Heute sind ihre Tochter Germaine (3) und Ersatz-Großmutter Christa Voigt ein Herz und eine Seele. "Das ist meine Christa", verkündet Germaine stolz ihren Spielgefährten im Kindergarten, wenn die 60-Jährige sie abholt.

Gesucht und gefunden hat sich das Trio durch den Großelterndienst beim Berliner Frauenbund. Seit elf Jahren hilft dort Projektleiterin Rosi Winterstein mit sieben Mitarbeitern vorwiegend alleinerziehenden Müttern bei der Suche nach Betreuern. Das von der Sozialverwaltung unterstützte Projekt vermittelt rund 250 Großeltern zwischen 50 und 65 Jahren. Viele haben keine eigenen Enkel oder wohnen nicht in deren Nähe. "Die meisten Senioren suchen eine sinnvolle Beschäftigung", sagt Rosi Winterstein. Sie lädt die Freiwilligen zum Gespräch ein, um sie kennen zu lernen.

Die Alleinerziehenden bewerben sich mit ausgefülltem Fragebogen, Antrag und Foto von sich und den Kindern. Anschließend findet der Großelterndienst heraus, wer gut zueinander passen könnte. Dabei spielen die Nähe des Wohnorts, persönliche Interessen, das soziale Milieu und pädagogische Kenntnisse eine Rolle. Entscheidend jedoch ist das erste Treffen der Beteiligten. Rosi Winterstein weiß aus Erfahrung: "Die Chemie muss stimmen."

Bei Christa Voigt hat es gleich beim ersten Mal geklappt. Nur zu Hause sitzen und staubwischen kam für die ehemalige Arzthelferin und Altenpflegerin nicht in Frage. Jetzt umsorgt sie mittwochs ihre Wunschenkelin. Andere Betreuungstage oder Übernachtungen am Wochenende werden spontan abgesprochen. Auf das Honorar von acht Mark pro Stunde verzichtet Christa Voigt inzwischen.

Sabrina Born

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