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Saubermann. Seit 1987 ersetzte ein Betonabguss das Marmorbild Goethes. Jetzt kann man den 1880 geschaffenen Dichter wieder im Original bestaunen.

© Kai-Uwe Heinrich

Ein Goethe, der sich gewaschen hat: Restauriertes Goethe-Denkmal zurück im Tiergarten

Stolz steht er auf dem Sockel, zu seinen Füßen sitzen drei Musengruppen: Das marmorne Goethe-Denkmal ist an den Platz im Tiergarten, wo es 1880 enthüllt wurde, zurückgekehrt.

Noch ist es von einem Bauzaun umgeben, der heute am späten Nachmittag entfernt werden soll. Der beschädigte Betonabguss, der das Original seit 1987 ersetzte, lagert erst einmal im Depot. „Wir überlegen, ob wir uns davon trennen. Vielleicht gäbe es ja sogar einen Käufer für den maroden Goethe“, sagt Klaus von Krosigk, stellvertretender Landeskonservator.

Vor seiner Rückkehr wurde das Denkmal des Berliner Bildhauers Fritz Schaper für rund 250 000 Euro restauriert. Ein nicht nur logistisch aufwendiges Unterfangen: Allein Goethe wiegt rund drei Tonnen. Restaurator Torsten Weiß brachte die demontierten Teile des Denkmals an mehreren Tagen mit Kran und Lkw aus der Denkmal-Aufbewahrungsstätte Lapidarium in seine Werkstatt. Zuerst löste er mit einem Mikro-Dampfstrahlreiniger den Schmutz, die schwarzen Krusten entfernte er mit einem feinen Strahl aus Kalksteinmehl. Er füllte Risse mit Kunstharz und ergänzte fehlende Gliedmaßen. Schließlich erhielt das Denkmal einen Graffiti-Schutz aus einer künstlichen Zuckerlösung. Dabei war Weiß eines wichtig: „Die Spuren der Zeit sollten erhalten bleiben. Deshalb sieht man zum Teil auch noch die Einschusslöcher.“ Bald will er beginnen, die letzte fehlende Figur des Ensembles, einen Genius, aus einem Marmorblock zu hauen. „Ich habe in Carrara nach einem Stein gesucht, der von Struktur und Farbe genau zum Denkmal passt“, erklärt der Restaurator. Im Frühjahr soll der Genius am Denkmal angebracht werden.

Neu am Denkmal ist auch das Schmuckgitter, das den marmornen Goethe schützt. Aus rund eineinhalb Tonnen Stahl fertigte Torsten Theel von der Hofschmiede Dahlem 42 Gitter an, wie zur Entstehungszeit des verloren gegangenen Originals arbeitete er mit Amboss und Schmiedeeisen. Dabei stützte sich Theel, wie auch Restaurator Weiß, auf Fotografien der Jahrhundertwende: „Am Anfang ist man wie ein Kriminalist unterwegs. Mit Hilfe der Fotos konnten wir die Gitter dann gut abzeichnen und neu entwerfen.“ Die Gitter hätten sich auch als Schutz vor Vandalismus wie Graffiti bewährt, sagt von Krosigk. Noch bis in den Sommer erarbeitet das Landesdenkmalamt einen Plan zur Restaurierung der rund 60 Denkmäler im Tiergarten. „Gerade haben wir in Carrara Marmor für eine neue Kopie des Denkmals von Königin Luise gekauft“, erzählt der Denkmalpfleger. Außerdem soll eine passende Bepflanzung die Denkmäler gärtnerisch schmücken. Sophie Crocoll

Sophie Crocoll

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