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Resteverwertung: Der Palast der Republik lebt weiter – in Einzelteilen

Ob im neuen Schloss, dem Humboldtforum, oder einem 800-Meter-Turm in Dubai - die Reste des Palastes der Republik finden an vielen Orten Verwendung. Und in großen Depots werden noch immer hunderte Gegenstände eingelagert - der Palast der Republik lebt weiter.

Der Palast der Republik hat gerade wenig Konjunktur. Alle reden vom Schloss, vom „Humboldtforum“, dabei wird die Hohenzollernreplique teilweise auf der Betonwanne des Palastes errichtet. Die liegt noch unter dem Rasen, verfüllt mit tausenden Kubikmetern Sand. Sechs Jahre nach seinem Abriss ist der DDR-Prunkbau keineswegs aus der Welt. Auf den Straßen, irgendwo in Berlin, liegt sein recycelter Beton, der Palaststahl hält den „Burj Khalifa“ zusammen, den 800-Meter-Turm in Dubai, die bronzierten Glasscheiben gibt es bei Ebay, Preis Verhandlungssache, und über die Granitplatten der Eingangstreppe werden sich ab November Skateboardfahrer bewegen und dabei eine grandiose Aussicht auf das Tempelhofer Feld genießen.

Adam Sello, ein schmaler, schüchterner Fotograf in Jeans und Wanderstiefeln, verwirklicht am Südostende der Freifläche gerade eines der ersten Bauprojekte auf dem ehemaligen Flughafen. Auf rund 1500 Quadratmetern entsteht eine Fläche für Skateboardfahrer, die maßgeblich durch Palastgranit möglich wurde. „Der ist extrem hart“, lobt Sello, außerdem poliert und damit ein idealer Skater-Untergrund.

Als der Palast leer war, so ab 1994, entdeckte die Berliner Skaterszene das weitläufige Außengelände als interessanten Parcours für Sprünge und Kantenfahrten. Vier Jahre später begann die Asbestsanierung, und die Skater kehrten auf ihre vertrauten West-Berliner Plätze zurück: Kulturforum, Gedächtniskirche und FU-Gelände.

2005 war der Abriss des Palastes nach vielen Protesten und Diskussionen beschlossene Sache. Sello, selbst aktiver Skateboarder, erinnerte sich an die alten Zeiten am Palazzo prozzo und bat um den Granit. Die damalige Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) fand die Idee gut, die Verhandlungen mit dem Bezirk Mitte um einen Standort kamen aber nicht voran. Sello wollte eigentlich nicht weit entfernt vom Palast skaten, irgendwo am künftigen Schloss. Dann wurde eine Fläche weiter südlich frei, der Flughafen Tempelhof.

Sello und seine Freunde beteiligten sich am Ideenwettbewerb und erhielten den Zuschlag. Bauherr des Skaterplatzes, der auch von BMX-Fahrern genutzt werden soll, ist die Grün Berlin GmbH, die den Tempelhofer Park managt und entwickelt. Das Geld – mehrere hunderttausend Euro – kommt aus einem Fördertopf des Senats. Jugendliche aus den umliegenden Kiezen beteiligen sich an dem Bau.

Der Skaterplatz besteht im Wesentlichen aus zwei Ebenen, denn er soll möglichst nicht wie eine klassische Skaterbahn aussehen, sondern wie ein Museumsvorplatz. Dort fahren die Profiskater am liebsten – wegen des authentischen Stadtgefühls. Der Palast der Republik erhält also eine zweite Chance. Viele der 1976 verbauten Materialien waren von hoher Qualität: Stahl und Marmor aus Schweden, die verspiegelten Glasscheiben aus Belgien, der Granit angeblich aus Schlesien.

Als die Asbestsanierung begann, stand noch im Raum, dass der Palast anschließend wieder aufgebaut werden könnte. Mobiliar und Wandverkleidungen wurden aus den Sälen, Bars und Restaurants gesichert. Das Geschirr mit PdR-Signet und die Kugelleuchten gingen schon früh in den Verkauf und dürften inzwischen in alle Welt verstreut sein. Fliesen aus der Palast-Moccabar sollen in einem Restaurant in der Torstraße untergekommen sein.

Verkauft wurden die Fliesen vom „Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen“, die für den Bund den Kunstbesitz des Palastes verwaltet, darunter die großen Wandgemälde von Heisig und Tübke, die im Foyer hingen. 381 Kunstobjekte sind noch im Besitz des Bundes, viele davon hängen als Dauerleihgabe in Museen. Ein Teil der wertvollen Verkleidung des Palastrestaurants aus Meißener Porzellan befindet sich laut Carola Jülig vom Deutschen Historischen Museum in einem Sitzungssaal des Finanzministeriums – so findet Architektur aus DDR- und NS-Zeit zusammen.

Den anderen Teil hat sich das Museum gesichert. Jülig würde die Porzellanwand gerne ins Museumscafé im Zeughaus einbauen lassen, aber das ist noch nicht spruchreif. Auch die bekannte „gläserne Blume“ liegt im Depot des Museums. Das große DDR-Staatswappen aus der Palastfassade war schon 1990 ans Haus der Geschichte in Bonn gegangen.

Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) verwaltet immer noch ein großes Depot in Spandau mit der Bestuhlung des Volkskammersaals, den Lampen des Hauptfoyers und weiterem Inventar ohne kunsthistorische Bedeutung. Was damit geschehen soll, ist unklar, heißt es aus der BIMA. Die Einlagerung ist nicht befristet.

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