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Berlin: Richtig feiern

Als vor knapp zwei Jahren das Ostgut schließen musste, ging durch die Berliner Partygemeinde ein tiefes Seufzen. Die Trauer galt dabei in erster Linie der dem Ostgut angeschlossenen Panoramabar, die eine der letzten Bastionen kultivierter Rave-Exzesse darstellte.

Als vor knapp zwei Jahren das Ostgut schließen musste, ging durch die Berliner Partygemeinde ein tiefes Seufzen. Die Trauer galt dabei in erster Linie der dem Ostgut angeschlossenen Panoramabar, die eine der letzten Bastionen kultivierter Rave-Exzesse darstellte. Hier trafen sich an jedem Wochenende in friedvoller Gleichberechtigung Gay-Szene, Zahnarzthelferinnen und Kulturredakteure, um zu House-Musik gemeinsam bis in den Sonntagnachmittag hinein zu feiern und zu tanzen.

Vor ein paar Wochen wurde die Panoramabar an neuer Stelle wiedereröffnet. Ganz unauffällig, ohne große Vorankündigungen und ohne Flyer. Und trotzdem: Die Panoramabar ist schon jetzt wieder das Aushängeschild der Berliner Clubkultur. Es ist fast so wie früher: Vom tätowierten Türsteher bis zu einzelnen Gästen sind alle wieder da. Dabei ist die Panoramabar nunmehr selbst ein riesiger Club. In der Turbinenhalle des ehemaligen Fernheizkraftwerks in der Nähe vom Ostbahnhof finden mehrere hundert Leute Platz. Die Wände sind hoch und bieten Fläche für mehrere Kunstwerke. Neben Fotografien von Wolfgang Tillmans hängt ein imposantes Wandbild vom Künstler Piotr Nathan, welches am vergangenen Freitag enthüllt wurde.

Auf über 100 Quadratmeter Wandfläche setzen sich bemalte quadratische Metallplatten zu einem monumentalen Panorama der Elemente Feuer, Erde, Wasser und Luft zusammen, und allein dieses Wandbild, das wie ein überdimensionaler Kupferstich wirkt, lohnt einen Besuch des Clubs, auch für Kunstliebhaber. Demnächst wird im Erdgeschoss des Industriebaus die Wiedereröffnung des Ostguts gefeiert, im Frühjahr zieht im Keller ein Schwulenclub ein. Damit wird der Party-Tempel komplett.

Wer das Haus noch in seinen jetzigen Ausmaßen erleben möchte, sollte sich am kommenden Freitag die Party „Get Perlonized“ nicht entgehen lassen. Die Partyreihe des inzwischen in Berlin ansässigen Housemusic-Labels Perlon findet einmal im Monat in der Panoramabar statt. In der kommenden Freitagnacht wird hier „Melchior Productions“ live auftreten. Der Brite und Wahlberliner Thomas Melchior veröffentlichte im vergangenen Sommer das klasse Minimal-House-Album „The Meaning“, dessen reduziert-trockene, dabei aber sehr funkige Tracks nicht nur für die Tanzfläche, sondern auch zum Zuhören geeignet sind. Ein weiteres Highlight der Nacht wird der DJ-Gig von Baby Ford sein, einem frühen Helden der Technogeschichte, mit dem Thomas Melchior bereits mehrere Tracks gemeinsam produziert hat. Allerdings beginnt die Party nicht vor ein Uhr nachts, und richtig gut wird es meist erst gegen Morgengrauen. Für richtiges Feiern ist also Durchhaltevermögen gefordert.

Freitag 3. Dezember ab 24 Uhr „Get Perlonized“ DJs Baby Ford, Zip, Sammy Dee, live: Melchior Productions, Panoramabar, Am Wriezener Bahnhof, Friedrichshain.

Christine Lang

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