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In Berlin, Peking und Orlando wurden Riesenräder aus Fonds finanziert. Deren Anleger klagen jetzt wegen falscher Beratung.

© Marijan Murat/dpa

Riesenrad-Fonds: 300 Anleger klagen wegen falscher Beratung

Über 300 Fondsanleger, mit deren Geldern Riesenräder in Berlin, Peking und Orlando gebaut werden sollten, klagen gegen die beratenden Banken (Deutsche Bank und Delbrück Bethmann Maffei AG), aber auch gegen die Initiatorin des Fonds (DBM Fonds Invest GmbH) auf Schadensersatz.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Über 300 Fondsanleger, mit deren Geldern Riesenräder in Berlin, Peking und Orlando gebaut werden sollten, klagen gegen die beratenden Banken (Deutsche Bank und Delbrück Bethmann Maffei AG), aber auch gegen die Initiatorin des Fonds (DBM Fonds Invest GmbH) auf Schadensersatz. Das bestätigte die Rechtsanwältin Katja Fohrer von der Münchener Kanzlei Mattil & Kollegen.

„Wir bereiten die Einzelklagen zurzeit vor“, sagte Fohrer am Donnerstag. Der Vorwurf: Falschberatung der Anleger und Mängel in den Fondsprospekten. Das 2006 eingesammelte Kapital von 208,4 Millionen Euro versickerte in erfolglosen Aussichtsrad-Projekten, davon 53 Millionen Euro in Berlin. Von Wert ist nur das unbebaute Grundstück am Zoologischen Garten. Die meisten Anleger des Fonds „Global View“ ließen sich im Mai 2010 mit 60 Prozent der eingezahlten Beteiligung abfinden. Für die fast wertlosen Fondsanteile, die in einer Auffanggesellschaft landeten, musste der Mutterkonzern, die niederländische ABN AMRO Bank, über 100 Millionen Euro zahlen. Per Umlaufbeschluss soll der Fonds in Kürze aufgelöst werden.

Trotzdem will Christian Harreiner, Chef der DBM Fonds Invest, „das Rad in Berlin nicht aufgeben“. Man arbeite weiter, wenn auch unter Zeitnot, „intensiv am Projekt“. Kolportiert wird folgendes Szenario, das Harreiner aber nicht bestätigen will: Ein Investorenkonsortium, das frisches Eigenkapital mitbringt, kauft der mittellosen Berliner Projektgesellschaft das Grundstück am Zoo ab und baut das Rad doch noch, unterstützt durch ein Darlehen der ABN-Bank.

Allerdings wirkt es nicht vertrauensbildend, dass ausgerechnet jetzt das Riesenrad in Singapur vor der Insolvenz gerettet werden muss. Der 2008 eröffnete, 165 Meter hohe Singapore Flyer wurde ebenfalls über einen DBM-Fonds finanziert, unterstützt von einem Großkredit der Hypo-Vereinsbank. Eine außerordentliche Gesellschafterversammlung stimmte am Dienstag zu, ein neues Vermarktungskonzept für das Rad per Kredit (9 Millionen Euro zu 8 Prozent Zinsen) zu finanzieren und die Tilgung des Großkredits drastisch zu strecken. Denn in Singapur blieben die Besucher aus. Von der erwarteten Rendite, 10 bis 12 Prozent nach Steuern, sahen die Fondsanleger bis heute keinen Cent.

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