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Berlin: Rinderwahn für alle

Mit Spaß wurde auf der Parkbühne Wuhlheide für den guten Zweck gekocht

„Auster gefällig?“ Sternekoch Stefan Marquardt hält den Gästen in der Abendsonne ein Silbertablett mit der Vorspeise unter die Nase. Während sich im FEZ Wuhlheide der Tag langsam dem Ende entgegenneigt, geht es auf der Bühne jetzt richtig los: Die Köche Jörg Raufeisen und Ole Plogstedt von der „Roten Gourmet Fraktion“ haben zum „Kochen gegen Aids“ geladen. Normalerweise agieren die beiden hinter der Bühne – als Catering-Service für Bands wie Rammstein, die Toten Hosen oder Die Fantastischen Vier. Auch bei der eben zu Ende gegangenen Tournee von „Rosenstolz“ waren Raufeisen und Plogstedt dabei.

Wo die Band am Sonntag den letzten Tour-Auftritt hatte, Mikrofone und Verstärker aufgebaut waren, blubbert, brutzelt und dampft es nun aus hunderten Töpfen, Pfannen, Brätern. Zwischen mobilen Herdplatten und Backöfen wirbeln 30 Köche und Helfer mit schwarzen Schürzen umher, schmecken Soßen und Suppen ab, garnieren Teller, braten, backen. „Das wird keine Lackschuhgala“, hat Ole Plogstedt zur Begrüßung der Gäste übers Mikro verkündet. „Ihr müsst alle mitarbeiten.“ Zwölf Gänge werden die Protagonisten des Abends bis Mitternacht auf die Tische zaubern, und dabei keinen Cent verdienen. Kochen für den guten Zweck, schlemmen für den Kampf gegen Aids – 250 Euro haben die 120 Gäste für einen Platz bei der Benefizveranstaltung bezahlt. Die Einnahmen sollen Aidswaisen in Uganda zugute kommen.

Die Größen der deutschen Kochszene schwingen dafür gerne die Schneebesen. Jeder durfte ein Gericht vorschlagen, und heraus kam ein Menü, das sich sehen lassen kann. Der Berliner Spitzenkoch Ralf Zacherl rührt in einer Edelstahlwanne eifrig im Risotto, das später zum butterzarten Steak und schwarzen Trüffeln gereicht wird. Stefan Marquardt, der Münchner Koch mit dem Piratentuch, macht sich mit einem riesigen Pürierstab an die Herstellung des dritten Gangs namens „Rinderwahn“ – Tartar mit Meerrettich. Und Anna R. von „Rosenstolz“, Schirmherrin der Veranstaltung, knetet und würzt in einer riesigen Schüssel 25 Kilogramm Gehacktes: Das Fleisch soll um Mitternacht in Form von Mini-Buletten auf den Tisch kommen. Bei so viel Prominenz fällt es kaum auf, dass einer fehlt: Fernsehkoch Tim Mälzer musste den Termin wegen eines Zusammenbruchs kurzfristig absagen. „Wir wollten ihn eigentlich während der Veranstaltung anrufen und ihm alles Gute wünschen“, sagt Stefan Marquardt. „Aber dann war irgendwie doch zu viel los.“ Dass man sich nicht nur gut kennt in der Branche, sondern sich gerne unter die Arme greift und auch noch prima versteht, zeigt sich an diesem Abend nicht nur an der ausgelassenen Stimmung: Alles klappt, ohne viel Aufhebens, ohne Geschrei, reibungslos.

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