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Berlin: Rinderwahn: "Mal abwarten"

Aussteller und Träger der Grünen Woche sind, was den Umgang mit der Rinderseuche BSE betrifft, ebenso verunsichert wie ihre Kundschaft. Das zeigt sich beim Programm der am morgigen Freitag beginnenden Agrar-Messe.

Aussteller und Träger der Grünen Woche sind, was den Umgang mit der Rinderseuche BSE betrifft, ebenso verunsichert wie ihre Kundschaft. Das zeigt sich beim Programm der am morgigen Freitag beginnenden Agrar-Messe. Das derzeit wichtigste Landwirtschaftsthema findet in den Messehallen am Funkturm zwar statt, jedoch selten in einer Form, die dem Klärungsbedarf bei den Verbrauchern gerecht wird.

Während der Deutsche Bauernverband (DBV) die Seuche auf täglichen Veranstaltungen in Halle 3.2 thematisiert, geht die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) wesentlich zaghafter damit um. DBV und BVE sind mitverantwortlich für die Konzeption der Fach-Veranstaltungen und des Programms der Grünen Woche. "BSE wird sicher ein Thema", sagt die BVE-Sprecherin Sabine Eichner-Lisboa, "wir sehen die Messe als Chance, mit dem verunsicherten Verbraucher zu kommunizieren". Dem steht entgegen, dass der Verein dem Publikum keine Gesprächsangebote macht. Eichner-Lisboa verweist zwar auf eine Podiumsdiskussion am Montag, den 22. Januar, mit dem Landwirtschafts-Staatssekretär Gerald Thalheim. Doch die Veranstaltung ist keine Reaktion auf die aktuelle BSE-Debatte. Sie war lange geplant.

Auch die Aussteller sind unentschieden. Dietram Franke zum Beispiel, Chef der Wirtschaftsförderung im thüringischen Apolda, will den Messebeginn "mal abwarten". Er leitet den Aufbau eines Wirtshausgartens in der Halle 4.2 b, wo neben Apoldaer Bier auch Thüringer Rostbratwürste auf die Tische kommen sollen. "Rostbräter sind klassische Schweinefleischwürste mit ganz wenig Rind", sagt er. Auf der Messe nun kommt auch das wenige Rindfleisch nicht mehr in die Wurst, aus Furcht davor, dass kein Messebesucher sie sonst mehr essen mag. Beim restlichen Wurstangebot in seinem Wirtsgarten hat er diese Sorge nicht, er ist über die Herkunft und die Art des Fleisches nicht informiert. "Erst wenn die Ware kommt, wissen wir es."

Die Messeleitung ist zuversichtlich, dass die Grüne Woche trotz des verloren gegangenen Vertrauens der Verbraucher wieder ein Erfolg beim Publikum wird und rechnet mit einer halben Million Besuchern - so viele wie im vergangenen Jahr. Sie werden bis zum 28. Januar auch Rinder zu sehen bekommen. Ein Dutzend der Tiere ist in Halle 25 ausgestellt.

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