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Berlin: Robbies Rollenspiele

Der Fotograf Fryderyk Gabowicz hat dokumentiert, wie Robert Peter Maximilian Williams zum Star wurde. Am Vorabend der beiden Berlin-Konzerte des Sängers wird heute eine Ausstellung der Bilder eröffnet

Bei ihrer ersten Begegnung sieht der künftige Superstar noch aus wie ein Kind. Gerade mal 18 und mit zartem Flaum im Gesicht, tollt Robbie Williams vor der Kamera des Bravo-Fotografen Fryderyk Gabowicz herum wie ein junger Hund. Kurz zuvor mit der britischen Boygroup Take That zu ungeahntem Ruhm gekommen, übt er im Studio spielerisch Posen und verführerische Blicke aus den leuchtend grünen Augen unterm Wuschelkopf. Alles scheint ein großer, unschuldiger Spaß, auf einem Bild hat er gar einen goldenen Schnuller im Mund.

Die Bilder, die bei der Begegnung vor 13 Jahren entstanden, finden sich in einem opulenten Fotoband, mit dem Gabowicz die frühen Jahre von Robbie Williams’ Aufstieg zum Superstar dokumentiert. Großformatige Abzüge der Bilder präsentiert ab heute Abend die „Rock Photo Gallery“ des Verlags Schwarzkopf & Schwarzkopf, passend zu den beiden Konzerten, die der Sänger am Donnerstag und Freitag im Olympiastadion gibt.

Die Bilder von Gabowicz zeigen, wie der einstige Teeniestar sich die Rolle eines Sexsymbols aneignet und seine ungestüme Jugendlichkeit zunehmend als Masche stilisiert. Und sie führen vor, wie aus dem unbefangen wirkenden Knaben ohne allzu ersichtliche Starallüren ein abgeklärter Profi wird, in dessen Gesicht die Spuren von Drogen- und anderen Exzessen zu erahnen sind.

Ein Clown bleibt Williams weiterhin, auch noch, als der Fotograf ihn 1996 und 1997 vor die Kamera bekommt. Aber das Gesicht, mit dem der Sänger Faxen macht, wirkt härter, eckiger. Dennoch gelingen Gabowicz immer wieder amüsante Schnappschüsse von Williams auf der Suche nach der richtigen Körpersprache, die über die bekannten Werbebilder hinausgehen. Er probiert sich in Elvis-Pose und als Zwerg, provoziert mit gestrecktem Mittelfinger und bringt den Assistenten des Fotografen mit seinen Spielchen zur Verzweiflung. Zugleich erzählt er dem fast doppelt so alten Gabowicz von Aufenthalten in der Entzugsklinik und behauptet stolz, Drogen und Alkohol in den Griff bekommen zu haben.

Wie der Sänger die kindliche Freude an provokanten Posen zunehmend gezielt einsetzt, dokumentieren vor allem die Konzertbilder des Fotografen aus den späten neunziger Jahren, als Robbie Williams mit Hits wie „Angels“ und „She’s the One“ auf dem Höhepunkt seines Ruhmes angelangt ist: Da lässt er bei einem Konzert alle Hüllen fallen – bis auf ein T-Shirt, auf dem steht: „So Sue Me“ – Verklag mich doch! Und einen alten Hit von Take That, die ihn nach seinen Drogeneskapaden vor die Tür gesetzt hatten, präsentiert er auf einem Bühnen-Klo sitzend. Nach dem Lied zieht er den Abzug.

Eine der bislang letzten Begegnungen des Fotografen und des Musikers fand auf einer Kartbahn statt, einer Rennbahn für Gokarts. Die Begeisterung, mit der Robbie Williams in einen der kleinen Wagen steigt, wirkt umso anrührender, wenn man von Gabowicz erfährt, was für ein gespaltenes Verhältnis der Sänger zu Autos hat: Er schwärmt für Traumwagen und hat in seiner Garage Jaguar, Porsche und Ferrari stehen. Aber einen Führerschein hat er nie gemacht.

Ob sich Robbie Williams die Bilder anschaut, während er in Berlin weilt? Ganz ausschließen will das der Verlag nicht. Eine Kontaktaufnahme von Williams und seiner Entourage, die im Ritz-Carlton am Potsdamer Platz wohnen, habe es bislang aber noch nicht gegeben. Dafür hat sich der Sänger bei seinem Berlinaufenthalt, der bereits am Sonntagabend begann, einem anderen großen Hobby hingegeben: Er spielte im Jahn-Sportpark in Prenzlauer Berg mit einer Berliner Mannschaft Fußball, das Rückspiel soll heute sein. Am Montag wurde er von Boulevardzeitungen in Unterhose abgelichtet. Gegen manche von Gabowicz’ Bildern ist das freilich harmlos.

Service Online bestellen: "Robbie Williams: Live - Backstage" Die Ausstellung „Robbie Williams – Die frühen Jahre“ wird am heutigen Mittwoch um 19 Uhr in der Rock Photo Gallery (Kastanienallee 32, Prenzlauer Berg) eröffnet. Sie ist bis 24. September zu sehen, donnerstags bis sonntags 14 bis 20 Uhr, Eintritt frei (www.rockphotogallery.com). Der Bildband von Fryderyk Gabowicz ist bei Schwarzkopf & Schwarzkopf erschienen. Zweisprachiger Text (Dt./Engl) von Sabine Thomas, 104 Seiten, ca. 150 farbige und schwarzweiße Abbildungen, Großformat, 49,90 Euro.

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