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Berlin: Rocker, Rotlicht und kaum Beweise

Hell’s Angels schwiegen im Prozess um den Tod eines Zuhälters

Der „Präsident“ lächelt, seine zwei Mitangeklagten strahlen, erfreut fallen sich die Hünen auf dem Gerichtsgang in die Arme und klopfen sich auf die Schultern. Dann sieht der „Präsident“ eine Blondine, für die auf der Zuhörerbank kein Platz mehr ist. „Lasst mal meine Frau rein“, ruft Michael N., und schon sitzt sie. Im Prozess aber ruft er nichts mehr. Da schweigen der wegen Totschlags angeklagte „Präsident“ des „Hell’s Angels MC Berlin“ und seine „Brüder“.

Die drei Rocker müssen sich seit gestern vor dem Berliner Landgericht verantworten, weil sie an der tödlichen Messerstecherei am 28. November 2002 im Hellersdorfer Saunaclub „Palace“ beteiligt gewesen sein sollen. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass entweder der 41jährige N. oder der 42-jährige Michael H. drei Mal auf Frank B. einstach. Der 39-jährige Mark S. soll einen anderen „Palace“-Gast, der B. zu Hilfe kommen wollte, am Tresen festgehalten haben. B. verblutete noch im Club. Die Angeklagten stellten sich drei Tage später, das Messer blieb verschwunden.

Weil B. ein Zuhälter aus Mitte gewesen sein soll, sah sein Tod für die Ermittler zunächst nach einer Auseinandersetzung im Milieu aus. Als Motiv geblieben ist jedoch lediglich ein Streit ums Bezahlen der Zeche. „Das war eine ganz normale Schlägerei unter Männern im Puff“, sagte ein Anwalt.

Ganz normal erschienen deshalb wohl auch die Angeklagten: Nicht in Lederwesten, sondern in luftig-weißen Oberteilen saßen sie auf der Anklagebank. Was die Zeugen bislang sagten, konnten sie gelassen aufnehmen. „Ich hatte mich wegen Zahnschmerzen hingelegt“, sagte eine 24-Jährige. „So richtig hat niemand was gesehen“, kündigte ein 42-jähriger Tischler schon für die nächsten Zeugenbefragungen an. K.G.

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