zum Hauptinhalt

Berlin: Rockerlatein

VON TAG ZU TAG Bernd Matthies stellt sich schützend vor althergebrachte Sinnsprüche Heute wird es hier ein wenig um den Prämonstratenserorden gehen, außerdem um eine Rockerbande, aber keine Angst, das passt schon zusammen. „In omnia paratus“ – das ist das Motto des Ordens, der uns damit sagen will, er sei zu jedem guten Werke imstande und bereit.

VON TAG ZU TAG

Bernd Matthies stellt sich schützend vor althergebrachte Sinnsprüche

Heute wird es hier ein wenig um den Prämonstratenserorden gehen, außerdem um eine Rockerbande, aber keine Angst, das passt schon zusammen. „In omnia paratus“ – das ist das Motto des Ordens, der uns damit sagen will, er sei zu jedem guten Werke imstande und bereit. Nun haben allerdings Berliner Rocker mit einem verblüffenden Hang zum Humanismus den Spruch an sich gerissen, vermutlich, weil sie ihn schlicht mit „zu allem bereit“ übersetzt haben. Der Club heißt nun so, und die eingeschriebenen Mitglieder nehmen das Motto, weiß Gott, ernst.

Diese Namensgebung ist offenbar keine einmalige Einflüsterung eines auf Sinnstiftung bedachten Rockerpfarrers, sondern hat System: Denn eine andere Untergruppe der Vereinigung „Born to be wild“ trägt auch einen lateinischen Namen: Memento mori. „Gedenke des Todes“ übersetzen wir das auf Deutsch, und gemeint ist: Lebe fromm und gottesfürchtig, denn alles könnte rasch vorbei sein. In der Rockerlogik drängt sich eine andere Interpretation auf, ungefähr so etwas wie: „Gleich gibt’ s auf die Fresse“.

Die alten Römer können sich dagegen nicht mehr wehren. Wenn aber demnächst ein Rocker mit dem Spruch „Rerum cognoscere causas“ auf der Jacke an Ihnen vorbeiknattert, dann ist zumindest eins klar: Er nutzt das Tagesspiegel-Motto ohne Erlaubnis. (Seite 12)

-

Zur Startseite