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Rockerszene in Aufruhr: Polizei schließt weitere Übertritte nicht aus

Nach dem Wechsel von 70 Berliner Bandidos zu den konkurrierenden Hells Angels stellt sich die Polizei auf eine Eskalation der Gewalt ein. Besonders brisant: Die verfeindeten Clubs haben Krisengipfel mit „Leuten aus den Europastrukturen“ angesetzt, wie der Tagesspiegel aus Ermittlerkreisen erfuhr.

Berlin – Nach dem Wechsel von 70 Berliner Bandidos zu den konkurrierenden Hells Angels stellt sich die Polizei auf eine Eskalation der Gewalt ein. Besonders brisant: Die verfeindeten Clubs haben Krisengipfel mit „Leuten aus den Europastrukturen“ angesetzt, wie der Tagesspiegel aus Ermittlerkreisen erfuhr.

Am Freitagabend führte die Polizei vor dem Vereinssitz der Bandidos in der Weddinger Provinzstraße umfangreiche Kontrollen durch, wie ein Sprecher sagte. Mehr als 100 Rocker aus Deutschland und dem europäischen Ausland trafen sich zu einer Versammlung, um die aktuelle Lage zu besprechen. Polizisten fotografierten alle Teilnehmer und stellten deren Personalien fest, die Bandidos verhielten sich „kooperativ“. Rund 150 Beamte waren im Einsatz.

Am Donnerstag waren die Mitglieder des Chapters „El Centro“ in der Potsdamer Niederlassung der „Hells Angels“ aufgenommen worden, die Polizei beschlagnahmte Messer und Baseballschläger. Auch der Chef des deutschlandweit größten Club-Charters in Hannover, Frank H., war dabei. Er hatte mit „Centro“-Chef Kadir P. den Übertritt des von Türken dominierten Chapters ausgehandelt. Die Polizei war bereits seit Dienstag in Alarmbereitschaft, Zivilfahnder sollen herausfinden, wie die Rockerclubs auf den „einmaligen Vorgang“ reagieren. „Wir sind so aufgestellt, dass wir Auseinandersetzungen verhindern“, sagte ein Polizeisprecher. Die Bandidos haben vor dem Übertritt symbolisch ihre als heilig geltenden Jacken zerschnitten. Dies dürfte als Kriegserklärung verstanden werden, hieß es.

„Centro“-Rocker gelten als besonders gefährlich, ihr Chef Kadir P. als schwer kontrollierbar. Weil er in einem internen Streit zum Messer griff, soll es zum Bruch mit den Bandidos gekommen sein. Die wegen ihrer Brutalität gefürchteten Centro-Mitglieder waren im Sommer 2009 an einem Überfall nahe Finowfurt (Barnim) beteiligt, bei dem einem Hells Angel mit einer Axt fast das Bein abgehackt wurde. Ermittler vermuten hinter der Aufnahme der Bandidos einen Schachzug der Hells-Angels-Spitze, um die brutalsten Widersacher in der Hauptstadtregion unter Kontrolle zu bringen. „Wenn mir jemand nach dem Leben trachtet, mache ich ihn zu meinem Freund und kann meine Macht verdoppeln“, sagte ein Fahnder.

Derweil wies das Oberverwaltungsgericht am Freitag eine Klage der „Chicanos MC Barnim“ aus Eberswalde gegen ein 2009 verhängtes Vereinsverbot ab. Es war die erste offizielle Schließung eines Rockerclubs in Brandenburg. axf/lvt

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