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Ein weites Feld. Die Elisabeth-Aue in Berlin-Blankenfelde sollten mit mit 5.000 Wohnungen bebaut werden, nun sollen sie Touristen schöne Ausflüge ermöglichen.

© Kitty Kleist-Heinrich

Rollkoffer in Randlagen: Touristen sollen Pankows Felder erobern

Bis Ende 2018 will Pankow sein neues Tourismuskonzept entwickeln. Bisherige Randlagen sollen künftig mehr Touristen anlocken.

Von Christian Hönicke

Die Vermessung Pankows läuft an. Bis Ende 2018 will der Bezirk sein neues Tourismuskonzept entwickeln - am Montag konstituierte sich die entsprechende Projektgruppe „Pankow-Tourismus“. Das Ziel: Die Ermittlung von „Wachstumspotenzialen“ abseits der Innenstadt. Neben der in Deutschland weltbekannten Attraktion Prenzlauer Berg werden nun auch andere Orte ins touristische Blickfeld gerückt. Der Bezirk hat zwar kaum Leuchttürme wie die Museumsinsel oder das Technikmuseum, Stefanie Gronau sieht aber viele „kleinteilige“ Attraktionen. „Was touristisch interessant ist, sollte auch entsprechend aufbereitet werden“, sagt die Leiterin der tic Kultur- und Tourismusmarketing Berlin-Pankow GmbH, die am Konzept mitwirkt.

Prominentestes Beispiel ist das Schloss Schönhausen. „Das ist seit der Aufnahme des Museumsbetriebs definitiv eine Sehenswürdigkeit, es ist aber zu versteckt“, sagt Gronau. „Wir brauchen ein Leitsystem vom Bahnhof, wie es selbst in Posemuckel eines gäbe.“ Analog dazu sollen an der DDR-Geschichte Interessierte sollen künftig besser zu weiteren Hotspots wie dem Majakowskiring finden. Weißensee wiederum soll über das Theater Delphi, die Brotfabrik, viele Galerien und die Kunsthochschule als Standort für Kunst und Kultur vermarktet werden. Durch den großen Indoor-Spielplatz in Weißensee und andere innerstädtische Familienangebote wie das Kindermuseum werden gezielt Besucher mit Kindern umworben.

Auch die Pankower Natur- und Parklandschaften sollen touristisch besser erschlossen werden, etwa der Botanische Volkspark oder die Felder im nördlichen Pankow. Dort könnte es künftig organisierte Dörfer-Radtouren geben, auf denen zum Beispiel die Geschichte von Blankenfelde oder der Hugenotten in Französisch Buchholz vermittelt wird. „Dafür müssen Infrastruktur und Radwege aber verbessert werden“, so Gronau. Die größte Pankower Attraktion außerhalb der Innenstadt könnte die ehemalige Mülldeponie Arkenberge werden, immerhin inzwischen die höchste Erhebung Berlins. Pläne für einen Freizeitpark mit Hotel an Berg und Baggersee gibt es längst. Das Klinikum im benachbarten Buch soll künftig verstärkt vom Gesundheitstourismus profitieren.

Die Erschließung der bisherigen Pankower Randlagen soll anwohnerverträglich ablaufen. „Die Zielsetzung ist nicht die Maximierung von Besucherzahlen, sondern die touristische Entwicklung im Einklang mit Stadtentwicklung und Anwohnerinteressen“, so Gronau. Die tic-Leiterin betont aber auch: „Man kann Orte nicht bunkern und sagen: Der hier ist aber nur für Anwohner. Und das Gewerbe braucht den Tourismus.“

In der Projektgruppe sitzen neben Tourismusexperten auch BVV-Mitglieder verschiedener Parteien als Vertreter der Anwohnerinteressen. Sie erarbeiten die Grundlagen, anhand derer ein externer Dienstleister das endgültige Konzept bis Ende 2018 entwerfen wird. Finanziert wird das Ganze vom Land Berlin als Maßnahme zu Entwicklung der regionalen Wirtschaftsstruktur.

Während die Experten systematisch nach neuen Touristenmagneten fahnden, wurde einer schon ganz unverhofft ausgebuddelt: ein Fluchttunnel unter dem einstigen Todesstreifen. Leider nicht auf Pankows Feldern, sondern mal wieder im überrannten Prenzlauer Berg.

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