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Rom würdigt Berlin: Papst Benedikt XVI. hat Erzbischof Woelki zum Kardinal ernannt

Die außergewöhnlich frühe Berufung Rainer Woelkis zum Kardinal hat auch etwas mit der Bedeutung Berlins zu tun

Das schaffen nicht viele: Der Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki ist gerade mal vier Monate im neuen Amt und schon wird er befördert. Papst Benedikt XVI. hat Woelki zum Kardinal ernannt. Das hat der Vatikan am Freitag bekannt gegeben. Damit gehört Woelki zu den nun 214 höchsten katholischen Würdenträgern nach dem Papst. Da er noch keine 80 Jahre alt ist, darf er auch den künftigen Stellvertreter Christi mit wählen.

Am 18. Februar will ihm der Papst in Rom bei einer feierlichen Messe die Ernennungsurkunde und das scharlachrote Birett überreichen und den neuen Kardinalsring anstecken. Außer Woelki hat der Papst „mit großer Freude“ 21 weitere katholische Würdenträger in den Kardinalsrang erhoben, darunter den deutschen Dogmatikprofessor und Jesuiten Karl Josef Becker sowie die Erzbischöfe von New York und Prag und den Bischof von Hong Kong.

Die Berufung ins Kardinalskollegium sei eine „große Ehre“, sagte Erzbischof Woelki am Freitag – eine Ehre nicht nur für ihn selbst, sondern auch für das Berliner Erzbistum und die katholische Kirche in Deutschland. „Damit würdigt Papst Benedikt nur wenige Monate nach seinem Besuch im Erzbistum Berlin auch die Bedeutung von Berlin als der deutschen Hauptstadt und Sitz der Bundesregierung“, sagte Woelki. Er habe eine Ernennung so kurz nach seinem Amtsantritt nicht erwartet.

Doch so ganz überraschend kam der Kardinalsrang nicht. Berlin und damit das Berliner Erzbistum gilt wegen seiner geografischen, politischen und gesellschaftlichen Bedeutung für Deutschland traditionell als Kardinalssitz. Um die strategische Bedeutung hervorzuheben, hat Johannes Paul II. das Berliner Bistum 1994 auch zum Erzbistum erhoben. Auch Woelkis Vorgänger, der im vergangenen Jahr verstorbene Erzbischof Georg Sterzinsky, war Kardinal. Schon bei Woelkis Amtseinführung im Sommer 2011 in Berlin hatten Insider spekuliert, dass der neue Erzbischof wohl bald auch Kardinal werden könnte, wenn er sich bewährt. Das scheint ihm gelungen zu sein. Berliner Katholiken, Journalisten und gesellschaftliche Gruppen wie der Schwulen- und Lesbenverband standen dem neuen Erzbischof Rainer Maria Woelki zunächst sehr skeptisch gegenüber – unter anderem, weil er als Schüler des Kölner Kardinals Joachim Meisner gilt, der bekannt ist für harsche, erzkonservative Einlassungen in gesellschaftlichen Fragen. Mit seiner persönlich lockeren, rheinischen Art ist es Woelki aber schnell gelungen, Berliner Herzen aufzuschließen. Mit guten Predigten, etwa bei der Messe mit dem Papst im Olympiastadion Ende September, hat er zudem gezeigt, dass er zwar theologisch ein knallhart Konservativer ist, aber einer, der gesprächs- und diskussionsbereit ist.

Woelki ist nun einer von neun deutschen Purpurträgern – und er ist mit seinen 55 Jahren der jüngste Kardinal überhaupt. Außer ihm stehen drei andere Kardinäle an der Spitze deutscher Bistümer: in München Reinhard Marx, in Köln Joachim Meisner und in Mainz Kardinal Lehmann. Dass Kardinäle rot tragen, ist kein Zufall. Die Farbe soll an das Blut der Märtyrer erinnern, die für ihren Glauben gestorben sind. „Es soll mir eine stete Mahnung sein“, sagte Woelki.

Dem frisch ernannten Kardinal gratulierte am Freitag nicht nur Erzbischof Robert Zollitsch, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, sondern auch der evangelische Landesbischof Markus Dröge. Er habe Woelki als „ökumenisch offen und engagiert für seine Kirche kennengelernt“, sagte Dröge. Auch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) beglückwünschte den jungen Kardinal und betonte, dass der Papst „nicht zuletzt den Stellenwert Berlins als deutscher Hauptstadt“ würdige.

Voraussichtlich wird Wowereit ja auch mit nach Rom zu den Feierlichkeiten am 18. Februar fahren. Als Benedikt im November 2010 dem Münchner Kardinal Marx in Rom den Kardinalsring ansteckte, war eine große Delegation geladener Gäste aus Bayern dabei, darunter auch Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) und Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU).

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