zum Hauptinhalt
Der vermüllte Hof der Grunewaldstraße 87.

© privat

Roma-Familien in maroden Häusern: Senat zählt 49 Schrotthäuser

In Berlin gibt es viele "Schrottimmobilien" mit zugewanderten Roma-Familien. Zwei Häuser konnten bislang befriedet und saniert werden. Der Senat will die Grunewaldstraße 87 nicht zum gefährlichen Ort erklären.

Das Leben in Berliner Schrotthäusern, in überfüllten, zugigen Wohnungen ohne Strom und Heizung, ist immer noch besser als zu Hause in Bulgarien oder Rumänien. Seit Jahren strömen Roma-Familien und junge Roma-Männer nach Berlin, weil sie hier leichter an Geld kommen als zu Hause, mit Betteln oder als Handlanger auf dem Bau. Weil sie EU-Bürger sind, haben sie das Recht, nach Deutschland zu kommen, auch wenn sie die Sprache nicht sprechen und wenig Chancen haben, einen regulären Job zu finden.

Müllberge, Rattenbefall, kaputte Türen

Das „Horrorhaus“ in der Grunewaldstraße ist nicht das erste, das Schlagzeilen macht. In der Harzer Straße in Neukölln gab es vor Jahren einen ganzen Wohnblock, der in Verwahrlosung und Müll versank. Auch ein Haus in der Genthiner Straße in Tiergarten zeigte 2011 die gleichen Symptome: Müllberge im Hof, Rattenbefall, kaputte Wohnungstüren, entnervte Altmieter.

Allerdings ist in der Grunewaldstraße die Kriminalität stärker angestiegen als in vergleichbaren Fällen. Die zuständige Stadträtin in Tempelhof-Schöneberg, Sibyll Klotz (Grüne), hat gefordert, dass die Polizei die Umgebung zum „gefährlichen Ort“ erklärt und konsequenter durchgreift. Innenstaatssekretär Bernd Krömer weist das zurück: „Wir nehmen den Hilferuf von Frau Klotz sehr ernst. Die Voraussetzungen für die Einstufung als kriminalitätsbelasteter Ort liegen nach den bisherigen Erkenntnissen der Polizei jedoch nicht vor.“

Im Hinterhaus der Grunewaldstraße sieht es trist aus. Die Türen einiger Wohnungen sind herausgerissen und mit Holzplatten verrammelt.
Im Hinterhaus der Grunewaldstraße sieht es trist aus. Die Türen einiger Wohnungen sind herausgerissen und mit Holzplatten verrammelt.

© Thomas Loy

Die Roma haben keine Mietverträge

Susanna Kahlefeld von den Grünen befasst sich seit Jahren mit dem Phänomen. „Das Geschäftsmodell ist immer das gleiche: Ein paar Mieter im Haus erhalten reguläre Verträge, dann wird weiter aufgefüllt und bar abkassiert.“ So gibt es keine Belege, die Vermieter können die Roma jederzeit wieder raussetzen, mit dem Argument, es gebe Mietrückstände. „Das Abkassieren übernehmen meist Leute von Sicherheitsfirmen, die arbeiten mit den Hausverwaltungen zusammen.“

In Reinickendorf galt die Scharnweberstraße 111 als Roma-Haus. Zwischen Alt-Mietern vom Vorderhaus und den Roma-Familien im kaputten Hinterhaus gab es kaum Kontakt, aber viel Ärger. Als die Roma-Wohnungen geräumt werden sollten, weil der Hausbesitzer eine Modernisierung anstrebte, habe sich der Integrationsbeaufragte von Reinickendorf eingeschaltet, erzählt Kahlefeld. Er sorgte dafür, dass die Roma-Familien bleiben konnten. Inzwischen gehört das Haus der Gewobag, die Roma-Familien bei der Renovierung ihrer Wohnungen und der Integration unterstützt. Vorbild war die Sanierung und soziale Betreuung des ehemaligen Roma-Hauses in der Harzer Straße in Neukölln.

Die meisten Roma-Häuser hat Neukölln

Die Senatsverwaltung für Integration hat eine Umfrage zu den „Problemhäusern“ mit Roma-Familien gemacht. Lichtenberg meldete zwei Objekte mit „150 Personen aus Rumänien“, beide Häuser gehören demselben Eigentümer. In Mitte sind es 15 Häuser. Neukölln verzeichnet 30 Häuser, die durch „Datenhäufung“ auffallen, also viele schulpflichtige Kinder aus Rumänien mit der gleichen Adresse, oder viele eingetragene Gewerbe als „Abrissunternehmen“.

In Tempelhof-Schöneberg ist nur die Grunewaldstraße 87 bekannt, ein weiteres Objekt gibt es in Marzahn-Hellersdorf. Macht zusammen 49 Schrottimmobilien. Verschiedene Vereine wie Südost Europa Kultur, Amaro und Phinové kümmern sich um die Roma-Familien, dafür erhalten sie Geld vom Senat. Bei Beschwerden von Nachbarn wird die „Mobile Anlaufstelle“ für Roma-Zuwanderer eingeschaltet. Die Grünen wollen am Donnerstag ein neues Wohnungsaufsichtsgesetz ins Parlament einbringen, um die Eingriffsmöglichkeiten der Bezirke zu verbessern, wenn Hausbesitzer ihre Wohnungen vergammeln lassen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false