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Berlin: Rosinenbomber braucht Care-Paket

Förderverein sammelt für die teure Reparatur der notgelandeten Maschine

Der Held von Schönefeld ist bald arbeitslos: Martin M., der den Rosinenbomber nach einem Triebwerkausfall vor vier Wochen ohne Personenschaden notlanden konnte, hat ebenso wie die übrigen festangestellten Besatzungsmitglieder der DC-3 eine fristgemäße Kündigung erhalten. Denn während sich jetzt ein Förderverein um den Wiederaufbau des Oldtimers bemüht, gibt es für sie keine Arbeit mehr.

„Schweren Herzens“ habe er M. und sieben weiteren seiner 18 Mitarbeiter kündigen müssen, sagt Frank Hellberg, Geschäftsführer des Air Service Berlin. Mit dem Rosinenbomber hat er zwei Drittel seines Umsatzes verloren und ist jetzt bemüht, das kleine Unternehmen neu zu strukturieren. Der Chefpilot habe ausschließlich die DC-3 geflogen, ebenso der halbtags beschäftigte Co-Pilot. Auch für die Stewardessen gibt es nichts mehr zu tun. Die Ursache der Bruchlandung ist noch immer rätselhaft. Das Wrack wurde von der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung beschlagnahmt. Der Abschlussbericht werde erst in einigen Monaten vorliegen, so Chefermittler Jens Friedemann.

Rund 100 Interessenten kamen am Mittwochabend zum ersten Treffen des Fördervereins nach Schönefeld. Immer wenn er in seinem Zehlendorfer Garten das Brummen der DC-3 hörte, habe er seinen Kindern von deren Geschichte erzählt, schrieb Henning W. dem Verein. „Berlin ohne Rosinenbomber geht nicht.“ Der Verein bemüht sich um die Reparatur des 1944 gebauten Oldtimers. Selbst „Candy-Bomber“ Gail Halvorsen, der zum 60. Jahrestag der Luftbrücke über Tempelhof wieder Süßigkeiten an kleinen Fallschirmen aus der Maschine abgeworfen hatte, schickte aus den USA schon einmal 100 Dollar. Seine Spende ist dennoch ein Tropfen auf den heißen Stein. Auch wenn noch keine genaue Analyse möglich ist, steht fest, dass der Schaden immens ist. Zumindest Tragflächen und die Triebwerke werden als Totalschaden eingestuft. Ersatzteile, Reparatur und Wiederzulassung der Maschine könnten „einen hohen sechsstelligen Betrag“ erfordern, sagt Mit-Geschäftsführer Steffen Wardin.

Die Wiederherstellung der Maschine sei eine ebenso historische wie moralische Verpflichtung, sagt Heinz-Dieter Kallbach, der den Vorsitz des Vereins übernommen hat. Als Flugkapitän hat er einst einen Interflug-Jet auf der früheren Trainingswiese des Flugpioniers Lilienthal im Havelland gelandet. Viele der Rosinenbomber-Passagiere seien „von Emotionen überwältigt“ worden, sagt der ehemalige DC-3-Chefpilot.

Die Maschine war die letzte ihrer Art, die über eine Zulassung für kommerzielle Flüge in Europa verfügte. Auch Schönefelds Bürgermeister Udo Haase zählt zu den Förderern. Und das, obwohl der Rosinenbomber erst nach der Schließung von Tempelhof nach Schönefeld umgezogen ist und nicht alle seiner Bürger die Begeisterung am „sonoren Sound“ der Kolbentriebwerke teilen. Bürgermeister Udo Haase sagte nicht nur die Unterstützung der Gemeinde zu, sondern hat auch Ministerpräsident Matthias Platzeck um die Hilfe von Landesregierung und -behörden gebeten.

Der Rosinenbomber hat Ost und West, Jung und Alt verbunden, sagt Frank Hellberg. Er hofft, dass die Maschine bald wieder flott ist und 2012 zur Eröffnung des neuen Flughafens BBI in Schönefeld starten kann. Seit Mittwoch informiert der Förderverein auf eigener eigenen Website (www.rosinenbomber-berlin.de) über das Projekt und die Möglichkeiten einer Mitgliedschaft. Rainer W. During

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