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Sonnenuntergang über Berlin

© dpa

Rostschäden: Siegessäule steht auf verlorenem Posten

Die Sanierung kann nicht beginnen, weil sich unterschiedliche Verwaltungen um die Fördergelder streiten. Wirtschaftsstadtrat Zeller droht nun, die Verantwortung für das Bauwerk an den Senat zurückzugeben.

Eigentlich hätte sie längst eingerüstet sein sollen, doch die Sanierung der Siegessäule steht immer noch aus. Die Siegesgöttin weist Rostschäden auf, zwei Drittel der Oberflächenvergoldung muss erneuert werden. Aber auch die Säule selbst bröckelt, am Fundament bricht der Mörtel aus den Fugen. Der Graffitischutz muss ebenso überholt werden wie die Vergoldung der Kanonenrohre am Säulenschaft. Das alles sind keine neuen Erkenntnisse, sondern ist den Behörden seit über einem Jahr bekannt. Passiert ist allerdings nichts.

„Im Dezember 2006 haben wir einen Fördermittelantrag gestellt“, sagt Joachim Zeller (CDU), als Wirtschaftsstadtrat von Mitte zuständig für das Denkmal, „seither ruht still der See“. Eine Antwort der für die Prüfung und Zusage der Gelder zuständigen Senatswirtschaftsverwaltung stehe immer noch aus.

Das weist die Verwaltung von Senator Harald Wolf (Linke) zurück: „Wir haben Herrn Zeller im Juli mitgeteilt, dass die für die Genehmigung nötige detaillierte Kostenschätzung fehlt“, sagt Sprecherin Petra Schwarz. Mit dieser Auskunft konfrontiert, schiebt Zeller den Schwarzen Peter an die Stadtentwicklungsverwaltung von Senatorin Ingeborg Junge- Reyer (SPD) weiter, die diese Schätzung für das Bezirksamt habe erstellen sollen. Die Stadtentwicklungsverwaltung weiß jedoch von nichts.

Auf rund 3,5 Millionen Euro haben Experten der Stadtentwicklungsverwaltung die Schäden an dem Wahrzeichen geschätzt. 90 Prozent der Summe soll aus Fördergeldern beglichen werden, die Bund, EU und Land bereitstellen, den Rest der Bezirk tragen. „Für die zehn Prozent haben wir eine Zusage aus Mitteln der Denkmalpflege“, sagt Zeller. Der Bezirk selber habe kein Geld, die Siegessäule instandzusetzen.

Mit Fördergeldern der sogenannten Gemeinschaftsaufgabe zur Förderung der regionalen Wirtschaftsstruktur (kurz: GA-Mittel) wurde vor einigen Jahren auch der Französische Dom am Gendarmenmarkt saniert. Anders als bei der Siegessäule hat beim Dom die Stadtentwicklungsverwaltung das Sagen. Die Sanierung klappte sofort. Ähnlich ist es mit der Instandsetzung großer Teile des Tiergartens. Auch hier halfen Fördergelder aus dem GA-Topf.

Wirtschaftsstadtrat Zeller droht nun, die Verantwortung für die Siegessäule an den Senat abzugeben. Schließlich sei das Denkmal für die Kriege gegen Frankreich und Dänemark im 19. Jahrhundert von gesamtstädtischer Bedeutung. Ähnlich wie beim Brandenburger Tor wäre dann die Kulturverwaltung zuständig.

Die Instandsetzung der Siegessäule ist Aufgabe des Bezirks. Den Betrieb organisiert die private Firma Monument Tales. Sie schloss 1999 mit dem damaligen Bezirksamt Tiergarten einen Vertrag über 15 Jahre. Monument Tales kümmert sich seither auch um den Eintrittskartenverkauf, einen Teil dieser Einnahmen, aber auch von Veranstaltungen am Großen Stern – zum Beispiel der Silvesterfeier – darf das Unternehmen behalten. Doch diese Summen fließen nicht in die Sanierung des Denkmals. Die Klauseln des Vertrags, der noch bis 2014 läuft, will Zeller nicht kommentieren, weil er ihn nur übernommen und nicht selber ausgehandelt habe. Klar sei für ihn aber, dass der Vertrag auf dieser Grundlage nicht verlängert werde. „Es wird eine neue Ausschreibung geben“, kündigt er an. Vorausgesetzt, er ist dann noch zuständig.

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