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Berlin: Rote Karte für den Schwarzen Kanal

Wagenburg an der Köpenicker Straße steht vor der Räumung. Grundstückseigentümer: Besetzer behindern Vermietung

Mitte. Die Suche nach einer neuen Heimat für das Wagenburg-Projekt „Schwarzer Kanal“ birgt offenkundig mehr Konfliktstoff, als alle Beteiligten bislang angenommen haben. Der neue Stellplatz der Rollheimer zwischen Köpenicker Straße und Michaelkirchstraße hat das in der Nachbarschaft gelegene Deutsche Architektur Zentrum (DAZ) auf den Plan gerufen. Die 60 Eigentümer des DAZ haben beim Berliner Kammergericht Klage gegen das Bezirksamt Mitte eingereicht. Die Behörde solle so gezwungen werden, ihre Duldung der Wagenburg am jetzigen Standort zurückzunehmen, sagte Sven Thomas-Woyton, Verwalter der Eigentümergemeinschaft. „Das Gericht wird das Bezirksamt auffordern, die Duldung aufzuheben und die Räumung zu veranlassen“, so seine Prognose nach der ersten mündlichen Verhandlung, die am 22. Oktober im Anschluss an eine Ortsbegehung stattfand. Die Justizpressestelle des Senats wollte sich mit Hinweis auf das laufende Verfahren nicht zu dem Fall äußern. Das offizielle Urteil fällt nach Einschätzung der Wagenburg-Betreiber in ein bis zwei Wochen.

Die DAZ-Eigentümer befürchten offenbar materiellen Schaden durch die ungebetenen, neuen Nachbarn: Von den ehemals voll ausgelasteten 14 000 Quadratmetern Gebäudefläche des Architektur Zentrums stehen nach Auskunft Thomas-Woytons derzeit zwischen zehn und fünfzehn Prozent leer. Die Nähe des alternativen Wohnprojektes werde weitere Mieter vertreiben und künftige abschrecken. Schon hat der DAZ-Verwalter einen „Kleinkrieg“ zwischen Rollheimern und den Eigentümern der feinen Büros an der Köpenicker Straße 48/49 ausgemacht. Mal würden Ausfahrten versperrt, dann wieder Mitarbeiter von den Hunden der Alternativen angesprungen.

Die erste Runde sei an das DAZ gegangen, räumte Projektmanager Jürgen Kilian nach dem ersten Gerichtstermin ein, und gerät nun unter Druck. Denn bei den Wagenburglern steht er fest im Wort. Ihren angestammten Platz mit Spreeblick an der Schillingsbrücke musste der Schwarze Kanal räumen, weil die Gewerkschaft Verdi auf dem 10 600 Quadratmeter großen Gelände eine neue Bundeszentrale baut. Nach längerem Hin und Her boten die Kilian Projektmanagement GmbH und die Hochtief-Tochter Alex-Bau GmbH den mobilen Varieté-Künstler ihren jetzigen Stellplatz im hinteren Teil des Areals für zweieinhalb Jahre als Alternative an. Auch das Bezirksamt Mitte gab seinen Segen. Von dieser Abmachung fühlten sich jedoch die DAZ-Eigentümer „regelrecht überrollt“.

Sollte das Kammergericht demnächst die Duldung des Bezirksamtes für unzulässig erklären, würde es eng für den Schwarzen Kanal. Ein freies Grundstück, auf dem die Wagenburg willkommen ist, dürfte kaum zu finden sein. Auch der Bezirk werde nicht helfen können, hat Baustadträtin Dorothee Dubrau (B`90/Grüne) bereits angekündigt.

Frank Thadeusz

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