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Berlin: Rotlicht statt Blaulicht: Ehemalige Polizisten als Zuhälter angeklagt

Tagsüber sollen sie Gesetze gehütet haben - nach Feierabend Mädchen. Deshalb müssen sich seit Montag drei ehemalige Polizisten, eine Frau und zwei Männer aus Ex-Jugoslawien vor dem Landgericht unter anderem wegen Zuhälterei verantworten.

Tagsüber sollen sie Gesetze gehütet haben - nach Feierabend Mädchen. Deshalb müssen sich seit Montag drei ehemalige Polizisten, eine Frau und zwei Männer aus Ex-Jugoslawien vor dem Landgericht unter anderem wegen Zuhälterei verantworten.

Zwischen August 1996 und September 1997, so die Anklage, sollen die zwei aus Ex-Jugoslawien stammenden Bordellbetreiber, der 47-jährige Slate D. und der 52-jährige Methodija J., zunächst eine junge Bulgarin zur Prostitution gezwungen haben. Die beiden Männer betrieben das Bordell "Lovely Inn" in der Lübecker Straße in Moabit, in dem nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft bis zu 23 ausländische Frauen tätig waren - häufig ohne Aufenthaltserlaubnis.

Stammkunde im Bordell der beiden Jugoslawen soll der Polizeihauptkommissar Detlef K. gewesen sein. Nachdem das Wirtschaftsamt den Betreibern des "Lovely Inn" Mitte März 1997 die Schankerlaubnis entzogen hatte, soll Bordellbetreiber Slate D. auf die Idee gekommen sein, einen Verein zu gründen, um den Bordellbetrieb als Privatclub getarnt aufrecht zu erhalten. Mit von der Partie: Polizeihauptkommissar Detlef K. Anfang April wurde das "Lovely Inn" unter dem Namen "Pärchenclub PC 27" als Verein wiedereröffnet. Als Vereinsmitglieder traten neben Slate D. und Detlef K. die Polizeibeamten Gerhard O., Olaf R. und Rolf N. in Erscheinung. Alle drei waren Kollegen von K. und arbeiteten auf dem Abschnitt 32 in Mitte, wo Detlef K. als stellvertretender Wachleiter ihr Vorgesetzter war. Für ihre formale Übernahme von Vorstandsposten im Pärchenclub sollten die Beamten 200 Mark im Monat erhalten - womit sie nach Auffassung der Staatsanwaltschaft unmittelbar am Erlös des Bordellbetriebes beteiligt waren.

Die ebenfalls angeklagte Regina G. unterstützte laut Anklage die Tätigkeit der anderen Angeklagten, indem sie ebenfalls als Gründungsmitglied auftrat und entsprechende Gründungsunterlagen vorbereitete. Die mutmaßlichen Hintermänner des Clubs flogen bei einer Razzia im September 1997 auf. Die Polizei stieß damals auf elf Frauen aus Osteuropa, die dort der Prostitution nachgingen.

Slate D. hatte Detlef K. angerufen und in den Club gebeten. Der hatte sich gegenüber der Kripo nicht nur als Polizeibeamter, sondern auch als Kassenprüfer und Vereinsmitglied zu erkennen gegeben.

Im Vorfeld des Verfahrens hatte Detlef K. beteuert, dass er bloß seinem Freund Slate D. gegenüber hilfsbereit sein wollte und nicht gewusst habe, dass es sich bei dem Pärchenclub um ein verkapptes Bordell gehandelt habe. Als er davon erfahren habe, will er den Kontakt zu Slate D. sofort abgebrochen und ihn aufgefordert haben, ihn in Ruhe zu lassen. Auch finanziell will er keinen Nutzen von seinem Vereinsengagement gehabt haben. Im September 1997 wurde er vom Dienst suspendiert. Die übrigen Vereinsmitglieder blieben auf freiem Fuß.

Der vierte Polizist, der 56-jährige Polizeimeister Rolf N. hielt offenbar den Druck nicht aus und beging Selbstmord: Er verbrannte sich Anfang Oktober vergangenen Jahres in seinem Wagen.

Beim Prozessauftakt am Montag versuchten die Verteidiger, zunächst eine Unterbrechung der Hauptverhandlung beziehungsweise eine Einstellung des Verfahrens wegen der langen Verfahrensdauer zu erwirken. Doch der Vorsitzende wies sämtliche Anträge zurück und beschloss nach dem Verlesen der Anklageschrift, die Verhandlung bis kommenden Mittwoch zu vertagen.

Peter Murakami

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