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Rowan Atkinson in Berlin: Von Bean zu Bond

Ob im Jet-Ski, Rolls-Royce oder rasenden Rollstuhl – einer wie Rowan Atkinson kommt mit fast allen Fahrzeugen klar Eine Probe seines Könnens gab der britische Schauspieler am Dienstag auf der Spree. Er stellte seine neue Agentenkomödie vor.

Madrid? Gab offenbar optisch nicht viel her. Die Fotos, die die Bildagenturen danach von der Präsentation der neuen Agentenkomödie „Johnny English – Jetzt erst recht“ lieferten, zeigten Hauptakteur Rowan Atkinson nur beim Bedienen eines fernöstlichen Gongs – nicht sehr spannend. Berlin dagegen! Auf einem Jet-Ski raste er über die Spree, legte sich nahe der Oberbaumbrücke elegant in die Kurve, dass es meterhoch spritzte, drehte eine Ehrenrunde – Roger Moore als 007 in „Der Spion, der mich liebte“ konnte es nicht besser. Und auch als Atkinson am Ufer den Helm und – sicher ist sicher – die Schwimmweste abgelegt hat, macht er eine gute Figur, lehnt sich im Smoking lässig an einen Rolls-Royce Ghost. Nur würde eben James Bond einen Aston Martin vorziehen und vor allem dabei nicht so grimassieren. Aber war er es auch selbst auf dem rasenden Wassergefährt? „Ein Theatertrick“, den er aber nicht dadurch zerstören wolle, dass er verrate, ob jemand anders beteiligt war. Mehr lässt er sich später am Tag dazu nicht entlocken.

Die Grimassen aber waren garantiert echt, sie müssen bei Atkinson sein, ob als Mr. Bean oder nun eben als Johnny English, sein zweiter Einsatz als recht tolpatschiger, dennoch erstaunlich erfolgreicher Geheimagent, seine parodistische Version der Bond-Filme – obwohl auch Leslie Nielsen, ehemals Frank Drebin in „Die nackte Kanone“, im Agentenjenseits zustimmend nicken und sich köstlich amüsieren würde.

Johnnys erster Einsatz liegt acht Jahre zurück, spielte 160 Millionen Dollar ein, dann wandte sich Atkinson, obwohl er bereits an einer Fortsetzung bastelte, wieder seiner populärsten Figur zu, stellte das Ergebnis – „Mr. Bean macht Ferien“ – 2007 ebenfalls in Berlin vor, schon damals im Adlon, in das er nun auch an diesem Dienstag zur Präsentation seines neuesten Streichs gebeten hatte. Und wieder setzte er wohl manchen Journalisten in Erstaunen, der eben den grimassierenden Komödianten erwartet hatte und statt dessen einen Herren mit beherrschter Miene und wellengleich, vielleicht etwas tiefer in die Stirn gemeißelten Falten traf – ein Gesicht ohne Grimassen, oder allenfalls sehr moderaten. Auch die Kleidung wieder gediegen, offenbar hat Atkinson ein Faible für dunklen Nadelstreifen. Nur der Kaugummi, den er zu Beginn der Begegnung höflich entsorgt, der ist neu.

Komik, so erläutert Atkinson wenig später, entsteht in beiden Filmen aus dem „Gegensatz zwischen dem Charakter und dem Kontext“. Diesmal nun habe man versucht, den Kontext „ernsthafter, realtistischer, glaubwürdiger“ zu machen, auch die anderen Schauspieler habe man danach ausgesucht. „Je ernsthafter man den Kontext gestaltet, in den solch ein Charakter gesteckt wird, um so wahrscheinlicher funktioniert der Witz.“ Die meisten komischen Situationen, in die er involviert sei, beträfen Verhaltenscodes, Konventionen im britischen Establishment, wie man sich zu verhalten habe in bestimmten Zusammenhängen. „Und wenn man sich dazu abweichend verhält – dann, in der Theorie, hat man einen Witz oder zumindest das Potenzial zu einem Witz.“

Natürlich kam die Rede irgendwann auf Bond, auf den Johnny English erkennbar anspielt. „Ich habe bewusst keinen Bond-Film kopiert, aber ich bin sicher, unbewusst haben wir sie alle kopiert.“ Bond, und nicht die CIA, habe das Bild, das man von einem Agenten hat, geprägt – und beeinflusse nun die Stellung des Geheimdienstes in Großbritannien. Dieser Glamour und der Erfolg, für den Bond stehe, wirke sich sicher positiv, und mehr als er es verdiente, auf das Budget des Secret Service aus, da ist sich Atkinson sicher.

Gedreht hat man die neue Agentenparodie natürlich in Großbritannien, aber auch in Hongkong, Macau und in den französischen Alpen – man wollte den Film schon durch den Aufwand größer als den Vorgänger aussehen lassen. So kommen auch diverse technische Spielereien zum Einsatz, die Bonds Waffenmeister Q alle Ehre gemacht hätten. Und wenngleich die Jet-Ski-Fahrt auf der Spree, wer immer sie absolvierte, keine sportliche Herausforderung war und sich Atkinson bei größeren Stunts lieber vertreten lässt – einige halsbrecherische Tricks hat er doch drauf, diesmal etwa beim Steuern eines motorisierten Rollstuhls. Eine Spezialanfertigung, 70 bis 80 km/h schnell, ein Höllenritt. Aber sicher nicht so gefährlich wie die Fahrt mit seinem eigenen McLaren F1. Den hatte Atkinson unlängst um einen Baum gewickelt.

Und was wird aus Mr. Bean? Atkinson will ihn nicht noch einmal spielen, fühlt sich für die Rolle zu alt. „Der Charakter aber ist unsterblich, er wird niemals altern.“ Eigentlich schade.

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