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Berlin: Rubel rollt

sieht den Fortschritt aus dem Osten herannahen Angleichung der Lebensverhältnis- se: Das war eine der Politikparolen der 90er Jahre. Im Westen ein paar wenige Schlaglöcher mehr, im Osten der Aufschwung.

sieht den Fortschritt aus dem Osten herannahen Angleichung der Lebensverhältnis- se: Das war eine der Politikparolen der 90er Jahre. Im Westen ein paar wenige Schlaglöcher mehr, im Osten der Aufschwung. Von wegen: Im Westen kommt man jetzt nur noch auf einer Spur zum Flughafen Tegel, die Straße des 17. Juni hat Spurrillen, so tief, dass man Binnenschiffe darin fahren lassen kann – und nach Moskau fährt man demnächst im Kaviar-Waggon. Luxus, Snobismus, Champagnerkapitalismus ausgerechnet bei der 30 Stunden dauernden Reise in den mittleren Osten, in unsere von einem Zaren regierte Partnerstadt, in der die Lebensverhältnisse entfernt an Dodge City um 1870 erinnern sollen, jedenfalls beim Austragen von wirklich fundamentalen Meinungsverschiedenheiten.

Macht alles nichts, und Neid hat in diesem Spezialwaggon für Weich-Reisende nichts zu suchen. Man muss ja nicht nach Moskau fahren wie ein Angehöriger der Zarenfamilie oder wie ein russischer Mädchenimporteur. Man kann den angehängten Waggon auch als rollendes Symbol sehen: Er steht und fährt für die Polit-Parole der Gegenwart, für die Ausdifferenzierung der Lebensverhältnisse in Berlin und in Moskau.

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