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Berlin: Rumtoben mit Papa

Beim Weltkindertagsfest am Potsdamer Platz spielten die Kleinen nach Herzenslust – und die Eltern machten mit

Überall kracht, pfeift und spritzt es. Kinder kraxeln Kletterwände hinauf, üben Breakdance, hüpfen Trampolin, jonglieren Teller, sägen Figuren aus und spielen Basketball. Bei der Feier zum Weltkindertag war der gesamte Potsdamer Platz gestern abgeriegelt – und fest in den Händen der Kinder. „Alle Achtung: Kinder!“ hieß das Motto. Und die zeigten ihren Eltern, was sie können und was ihnen Spaß macht.

Bewegung und Platz zum Toben ist den Kleinen offensichtlich am wichtigsten. Das kann jeder erkennen, der das Spieleland am Sonntag besucht. Zum Beispiel die Brüder Nordine und Jesaia: Am Stand des Jugendrotkreuzes im Gib-Acht-Land mitten auf der Potsdamer Straße rasen sie in einer Einkaufskiste waghalsig über eine Rampe. Sieht aus wie eine gefährliche Attraktion vom Rummelplatz, aber den beiden juchzenden Fünf- und Sechsjährigen gefällt das temporeiche Kunststückchen. „Nochmal!“, kreischen sie – und ihr Vater nickt ergeben.

Auf dem Gelände von Spielofazien vor den Potsdamer Platz Arkaden stehen die Kinder Schlange, um Brett-, Sport- oder Gedächtnisspiele auszuprobieren. Nicht die Eltern, sondern sie selbst bestimmen, wohin es als nächstes geht. Auch der Vater der fünfjährigen Luisa folgt seiner Tochter denn auch brav zur Station mit dem Namen „Spiele des Sommers“. Da nehmen sich die beiden das Brettspiel „Kohle ist alles“ vor. Luisas erste Aufgabe lautet: „Du hast Geburtstag. Ziehe von jedem Spieler zehn Euro ein“. Vater René stutzt, zahlt Luisa aber das geforderte Geld in bar aus. Und die freut sich: „Das ist aber viel!“ Zu Hause hat sie längst nicht so viel Geld zur Verfügung. „Da kaufen Mama und Papa für mich ein. Taschengeld habe ich doch gar nicht.“

Andererseits: Wer Rechte hat, darf sich auch vor Pflichten nicht drücken. Deswegen soll der Nachwuchs im Land Ökologia eigentlich lernen, wie Umweltschutz aussieht. Aber erst mal spritzt es hier nur gewaltig, wenn die begeisterten Kinder mit Wasser getränkte Schwämme durch Klobrillen werfen oder mit gefüllten Wassereimern über einen schmalen Holzsteg balancieren. „Es ist toll, dass ich mal so rumsauen kann“, sagt der achtjährige Nils strahlend und holt gleich wieder zum Werfen aus. Seine Schwester Anja stimmt zu: „So was erlaubt uns Mama sonst nicht.“

Das Recht auf Spielen ist in allen zehn imaginären Ländern zwischen Sony Center und Reichpietschufer das wichtigste, dafür geht es in Demokratien ruhig und nachdenklich zu. Hier können die Kinder ihre Traumstadt bauen. Tiere, Spielplätze und viele Bäume sind zu sehen. „Es soll überall weniger Häuser, dafür aber mehr Natur geben“, sagt die neunjährige Melina. Und Tims Traumstadt besteht aus Teichen, einer Sonne, vielen Blumen und natürlich Schaukeln. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, Schirmherr der Veranstaltung, fordert bei seiner offiziellen Eröffnung denn auch, die Wünsche der Kinder mehr zu beachten.

Während fast alle Angebote des Weltkindertagfestes von den 300 000 Besuchern umlagert sind, ist es im Land Elektronien im Sony Center ziemlich leer. Computerspiele, Wissenstests am PC und Internetangebote schienen die Kinder am Sonntag nicht zu faszinieren. So was machen sie schließlich täglich zu Hause.

Aliki Nassoufis

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