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Berlin: Rund um die Uhr im Kampf gegen den Krebs

Weiterbildungspflicht und 24-Stunden-Bereitschaft: Kassenärzte und AOK einigen sich auf höhere Qualitätsstandards bei der Tumorbehandlung

Krebs! Bei dieser Diagnose zucken die Menschen geschockt zusammen, stellen sich auf einen langen Leidensweg ein mit Operationen, Chemotherapien und Schmerzen – und sie fürchten den Tod. Ein kompetenter Arzt, der die neuesten, erfolgversprechendsten Therapien kennt und der für seine Patienten rund um die Uhr erreichbar ist, kann die Überlebenschancen erhöhen. Deshalb soll jetzt die ambulante Versorgung von Krebspatienten in Berlin besser werden.

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) und die Berliner AOK einigten sich auf zusätzliche Qualitätsstandards für die Therapie von Tumorerkrankungen. Hauptneuerung: Die an dem Programm teilnehmenden Ärzte sind vertraglich verpflichtet, sich regelmäßig weiterzubilden und dies gegenüber der KV auch nachzuweisen. „Damit haben die Patienten die Gewähr, dass der sie behandelnde Arzt ständig auf dem aktuellen Stand der Forschung bleibt“ sagt Julia Herrenberger, Vorsitzende des Berliner Berufsverbandes der Onkologen, das sind die auf Krebs spezialisierten Fachärzte. Neu ist auch, dass die Mediziner für die Patienten, denen sie eine solche belastende und oft mit starken Nebenwirkungen verbundene Therapie verabreichen, Tag und Nacht erreichbar sein müssen, falls es Komplikationen gibt.

In Berlin praktizieren rund 220 niedergelassene Mediziner, die Krebspatienten ambulant versorgen. Doch nur knapp vierzig von ihnen konzentrierten sich ausschließlich darauf, sagt die Onkologin Herrenberger. Diese arbeiten in 19 Krebs-Schwerpunktpraxen, die allein jährlich rund 10 000 Tumorpatienten versorgen und auch Chemotherapien durchführen. Für sie gelten die härtesten Standards: Mindestens sieben Fortbildungen – dazu zählt auch die Teilnahme an medizinischen Fachkongressen – im Jahr müssen sie nachweisen, und auch ihr Praxispersonal muss regelmäßig geschult werden. Mit diesen Anforderungen wollen sich die Spezialisten von den übrigen 180 Ärzte unterscheiden, die zwar auch die Zulassung zur Krebsbehandlung besitzen, diese aber quasi nebenher zu ihrer normalen Praxistätigkeit anbieten und sich ab sofort nur einmal im Jahr weiterbilden müssen. Doch selbst das ist schon Fortschritt. „Bisher reichte der einmalige Nachweis der entsprechenden Qualifikation aus, um Krebsbehandlungen abrechnen zu können“, sagte Rolf D. Müller, Chef der Berliner AOK. Und das selbst dann, wenn der Nachweis Jahrzehnte zurücklag.

Dafür, dass sich die Mediziner zu den höheren Standards verpflichten, erhalten sie von der AOK auch höhere Honorare. Für die Kassen lohnt sich das trotzdem, weil sie damit flächendeckend die wesentlich teurere stationäre Krebsbehandlung in Kliniken ersetzen wollen. Bei besserer Verträglichkeit und kontinuierlicher Versorgung durch einen Facharzt könnten 95 Prozent aller Chemotherapien heutzutage ambulant verabreicht werden, heißt es von der AOK.

Die Onkologin Herrenberger rechnet damit, dass schon bald alle Berliner Schwerpunktpraxen den neuen Vertrag unterzeichnen werden. Ein Siegel oder Zertifikat, an dem sich die Patienten orientieren können, gibt es jedoch nicht. Wer sich erkundigen möchte, ob sein Arzt an dem Qualitätsprogramm teilnimmt, kann sich bei der Kassenärztlichen Vereinigung informieren.

Infos bei der KV unter Telefon 3100 3222

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