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Berlin: Russenkino

Nach „Sonnenallee“, Good bye Lenin“ und „Herr Lehmann“ fällt bald die Klappe für die Verfilmung eines weiteren Berlin-Bestsellers. Wladimir Kaminer beschreibt darin in ironischen Kurzgeschichten das Leben in den ersten Jahren nach der Wende

Von Björn Seeling

und Matthias Oloew

Erst „Sonnenallee“, dann „Good bye, Lenin“ und „Herr Lehmann“ – Berlin ist auf die Hauptrolle in deutschen Filmen abonniert. Nun gibt es eine weitere: Wladimir Kaminers „Russendisko“ kommt in die Kinos. Die erste Klappe zu den Dreharbeiten für das Vier-Millionen-Euro-Projekt soll im nächsten Sommer fallen – natürlich in Berlin, und möglichst an den Originalschauplätzen, wie Produzent Christoph Meyer-Wiel sagt. Allerdings wird das recht schwierig, denn die „Russendisko“ spielt Anfang der 90er Jahre, als der Osten Berlins noch nicht aufgehübscht war. Problematisch ist auch die Umsetzung des Stoffes. Denn Kaminers Erfolgsbuch ist kein durchgängiger Roman, sondern besteht aus mehreren Kurzgeschichten, in denen er ironisch das Leben im Nachwende-Berlin beschreibt. „Ich bin selbst neugierig, was aus meinem Buch wird“, sagt Kaminer erheitert. Die einzelnen Geschichten müssen also zu einer durchgängigen Story verknüpft werden. „Aber das gibt die Vorlage her“, ist sich Produzent Meyer-Wiel sicher. „Wir machen keinen Episodenfilm.“

Gleich mehrere Bewerber hat es gegeben, die Kaminers „Russendisko“ auf die Leinwand bringen wollten. Aber am Ende entschied sich der Autor, der 1990 aus Moskau nach Berlin übersiedelte, für Meyer-Wiel und seine Firma CMW. „Die anderen erschienen etwas spinnerhaft. Es ging alles zu oft hin und her“, sagt Kaminer. Außerdem habe ihm ein Vorzug des Regisseurs Oliver Schmitz gefallen: „Er war mal Discjockey“, sagt der Autor, der nach wie vor regelmäßig am Plattenteller steht. Vielleicht war es deshalb auch so einfach für Kaminer, sich ein wichtiges Mitspracherecht zu sichern. „Den Soundtrack bestimme ich. Das wird ein toller Erfolg“, sagt er in Hinblick auf eine Musik-CD, die pünktlich zum Filmstart im Frühjahr 2005 erscheinen soll.

Und wo wird Kaminer mitbestimmen? „Die Grundkonzeption für den Film machen wir erst mal ohne ihn“, sagt Produzent Meyer-Wiel. „Später wird er miteingebunden sein.“ Das geht soweit, dass Kaminer selbst mitspielt. Auch wenn es nahe läge: Die Hauptrolle des Wladimirs in dem autobiografischen Streifen wird mit jemand anderem besetzt – nicht unbedingt aber mit einem deutschen Schauspieler. „Wir suchen europaweit“, sagt der Produzent. Prominente Namen schweben ihm dabei nicht vor. „Es wird schwierig, einen geeigneten Kandidaten zu finden.“

Leichter fiel da schon die Kür von dem gebürtigen Südafrikaner Oliver Schmitz zum Regisseur. Der Sohn deutscher Einwanderer, der seit zwei Jahren in Berlin wohnt, soll den Film mit dem „Blick von außen“ drehen. Schließlich betrachtet Kaminer in seiner „Russendisko“ Berlin aus dem Winkel eines Immigranten – mit dem Fokus auf eine verrückt lebendige russische Community, Ossis und ihre ausländischen Kollegen.

Als Buch ist die „Russendisko“ ein Renner. Ob der Film anknüpfen kann? Wladimir Kaminer nimmt das gelassen. „Ich habe eine gute Position“, sagt er belustigt. „Wenn der Streifen ein Erfolg wird, dann kann ich sagen: Es ist mein Film. Und wenn nicht, dann hatte das Ganze nichts mit meinem Buch zu tun.“

Interessanterweise kommt viel Geld für die Herstellung neuer Berlin-Filme aus Nordrhein-Westfalen. Beispiel „Herr Lehmann“ – da kamen viele Zuschüsse aus Düsseldorf von der Filmstiftung NRW, sie hat wesentlich mehr Geld zur Verfügung als das Filmboard Berlin-Brandenburg. So fördern die Nordrhein-Westfalen auch eine Produktion der kleinen Berliner Firma Moneypenny: Galatasaray-Depor, über türkische Fußballclubs.

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