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Berlin: S-Bahn kommt nicht voran

Verbesserungen im Fahrplan verzögern sich. Verkehrsverbund befürchtet, dass weiter Fahrzeuge fehlen

Berlin/Teltow - Die S-Bahn muss die nächste Fahrplanverbesserung um zwei Wochen vom 9. auf den 23. Mai verschieben, weil es weiter zu wenig einsatzfähige Fahrzeuge gibt. Dann soll es unter anderem den bereits vor zwei Jahren vereinbarten Zehn-Minuten-Verkehr nach Teltow geben. Der Chef des Verkehrsverbundes Berlin–Brandenburg (VBB), Hans-Werner Franz, bezweifelt, dass die S-Bahn ihr Ziel, am Jahresende wieder 500 Doppelwagen einsetzen zu können, erreichen wird. Am Montag waren lediglich 422 statt der für den derzeitigen Notfahrplan erforderlichen 430 Doppelwagen unterwegs; vereinzelt fielen erneut Fahrten aus.

Seit Mitte des vergangenen Jahres habe sich das stark eingeschränkte Angebot der S-Bahn nicht nennenswert verbessert, kritisierte Franz am Montag auf der VBB-Regionalkonferenz in Berlin. Ausfälle, Verspätungen und verkürzte Züge gehörten seither zum Alltag, obwohl die Mitarbeiter mit großem Einsatz versuchten, die technischen und strukturellen Probleme des Unternehmens auszugleichen. Neue Fahrzeuge will die Bahn nach wie vor erst bestellen, wenn feststeht, wer nach Auslaufen des Verkehrsvertrags mit dem Senat Mitte Dezember 2017 die S-Bahn betreibt. Eine Arbeitsgrupppe erstelle aber bereits die technischen Vorgaben für ein neues Fahrzeug, sagte Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge- Reyer (SPD) auf der Konferenz.

Franz forderte – bei strahlendem Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen – die S-Bahn-Geschäftsführung und den Bereich Netz der Bahn AG auf, sich rechtzeitig auf den nächsten Winter vorzubereiten. Bereits drei Mal hintereinander hatte die S-Bahn zuletzt im Winter mehr oder weniger kapitulieren müssen.

Die BVG habe ihre Probleme mit den Bussen inzwischen weitgehend im Griff, sagte BVG-Chefin Sigrid Nikutta auf der Konferenz. Auch bei der BVG war es wegen einer Häufung von Defekten zu Ausfällen gekommen. Das Unternehmen habe aber insgesamt 99 Prozent der mit dem Senat vereinbarten Leistungen erfüllt. Für die ausgefallenen Fahrten zieht der Senat einen Millionenbetrag vom Zuschuss ab – wie bei der S-Bahn.

Vom einbehaltenen S-Bahn-Geld will Junge-Reyer (SPD) unter anderem neun Millionen Euro abzwacken, um die Straßenbahnlinie 68 nach Alt-Schmöckwitz, Uferbahn genannt, sanieren zu können. Die BVG hat sich, wie berichtet, noch nicht dazu durchringen können, die andere Hälfte des 18-Millionen-Euro-Projekts beizutragen. Junge-Reyer machte auf der Konferenz aber klar, dass es falsch wäre, die Uferbahn einzustellen.

Auch am Zeitplan für den Bau der U-Bahn-Linie U 5 vom Alexanderplatz zum Brandenburger Tor will Junge-Reyer festhalten, obwohl es wegen der archäologischen Funde am geplanten Bahnhof Berliner Rathaus dort Verzögerungen gibt. Unabhängig davon könne das Bohren der Röhren wie vorgesehen in diesem Jahr unter dem Marx-Engels-Forum beginnen.

Während die BVG bei den Investitionen für die Uferbahn noch zögert, ist sie nach Nikuttas Angaben entschlossen, 20 Millionen Euro in neue Fahrscheinautomaten zu stecken. Auch wenn es in Zukunft weniger Automaten geben soll, werden auf jedem Bahnhof mindestens zwei Geräte stehen, versprach Nikutta. Franz warnt davor, Geräte anzuschaffen, die keine Geldscheine mehr akzeptieren, wie es die BVG prüft. 40 Prozent der Fahrgäste hätten keine Kredit- oder EC-Karten, weil sie von den Banken als nicht kreditwürdig eingestuft würden. Monatskarten mit Münzen zu bezahlen, sei aber nicht zumutbar.

Für notwendig erachtet es Franz, dass es zumindest auf stark frequentierten Bahnhöfen wieder gebührenfreie Toiletten gibt. Dieses Problem stinke förmlich zum Himmel, sagte Franz.

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