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S-Bahn-Sperrung: Ratlose Touristen in Schönefeld

Die S-Bahn ist gesperrt und die Touristen werden ratlos zurückgelassen: Willkommen in der Hauptstadt der Touristen. Wer gestern als Gast auf dem Flughafen Schönefeld ankam und es schaffte, mit Bahnen und Bussen ins Zentrum der Stadt zu fahren, hätte ein Diplom verdient – fürs Zurechtfinden im Nahverkehrsdurcheinander ohne Hilfe.

Obwohl die S-Bahn versprochen hatte, während der wegen Bauarbeiten erforderlichen Sperrung der Strecke nach Schönefeld an diesem Wochenende auch Personal einzusetzen, das Auskunft geben könnte, war gestern Vormittag im Flughafen davon nichts zu sehen. Wer ganz aufmerksam war, konnte wenigstens Schilder entdecken, auf denen zu erfahren war, dass der S-Bahn-Verkehr unterbrochen ist und als Ersatz Busse fahren. Die Information, dass die Regionalzüge weiter auch ins Zentrum fahren, hatte man auf dem Plakat nicht vermerkt.

Nach einigem Suchen war auch der Ersatzbus zum S-Bahnhof Schöneweide zu finden. Dort angekommen, ging das Rätseln aber weiter. An der Ausstiegshaltestelle gab’s gar keine Informationen. Auch von den drei Eingängen zu den Bahnsteigen durfte man sich einen aussuchen. Auf dem Bahnsteig auch kein Hinweis. Ortsunkundige konnten wählen, ob sie in den „Pendelzug“ oder in die Bahn nach Hohen Neuendorf einsteigten sollten. Immerhin gab es aber wenigstens Servicemitarbeiter, deren Auskunft stets sehr begehrt war.

Wer bei der Weiterfahrt Richtung Zentrum am Ostkreuz umsteigen musste, durfte auch dort selbst entscheiden, ob er nun auf dem einzigen befahrenen Gleis eine Bahn nach Ahrensfelde oder zur Warschauer Straße nehmen sollte. Denn auch am Ostkreuz gab es Baustellenverkehr mit erheblichen Einschränkungen und raren schriftlichen Informationen. Und wer schließlich im Bahnhof Warschauer Straße ankam, durfte dort erneut umsteigen. Dann aber ging es zügig weiter.

Einfacher hätte man es haben können, wäre man in Schönefeld in den Schnellbus SXF1 gestiegen, der in nur 20 Minuten bis zum Bahnhof Südkreuz fährt – wegen der S-Bahn-Sperrung am Wochenende sogar zuschlagsfrei. Doch auch zu diesem Angebot gab es kaum Hinweise. Trotzdem waren die Busse aber meist voller als sonst; ob’s am günstigen Fahrpreis lag, konnten auch die Fahrer nur raten.

Man hätte auch in einen Bus der BVG steigen können. Doch wer kann mit Zielen wie Rudow, S Adlershof oder U Hermannplatz etwas anfangen, wenn ein Hinweis auf die Innenstadt dabei fehlt?

Wer aber den S-Bahn-Ersatzverkehr gewählt – und gefunden – hatte, durfte immerhin Stationen erleben, die zu den heruntergekommensten im ganzen Netz zählen. So begrüßt Berlin seine Gäste auf die besondere Art. Klaus Kurpjuweit

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