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Die S-Bahn ist ja oft nur mit Humor zu ertragen. Na dann: Das Spiel „Fahrgast ärgere dich nicht“ zum Herunterladen finden Sie hier.

© Kai-Uwe Heinrich

S-Bahn und Regionalverkehr in Berlin: Zuverlässig unpünktlich

Jeder achte Zug im Berlin-Brandenburgischen Regionalverkehr kommt zu spät. Das ist zuviel, wie selbst die Bahn zugibt. Und auch die vertraglich geforderte Quote wird damit deutlich verfehlt. Wie es besser geht, macht die BVG vor.

Auf die Bahn ist Verlass. Fahrgäste können fest damit rechnen, dass jeder achte Zug im Regionalverkehr zu spät kommt. Pünktlich waren im vergangenen Jahr nur 88 Prozent der Fahrten. „Das ist zu wenig“, gab am Freitag Hans-Werner Franz zu, der Chef des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB). Bei der S-Bahn habe „der Schmerz dagegen nachgelassen, es tut aber immer noch weh“. Franz hat das Gefühl, das Unternehmen sei dabei, sich aus seiner Dauerkrise zu befreien. 90 Prozent der Fahrten waren im ersten Halbjahr 2013 pünktlich; laut Verkehrsvertrag müssten es allerdings 96 Prozent sein.

Franz warf beim Vorstellen der VBB-Qualitätsbilanz 2012/2013 der Bahn vor, noch immer zu wenig in die technischen Anlagen zu investieren. Stellwerke und Weichen fielen deshalb zu häufig aus, was sich fast immer gravierend auf den Betrieb auswirke. Investiert werde nach einem „Zufallsprinzip“ und nicht nach einem festen Plan, der daran orientiert sei, den Fahrplan zu verbessern. Immerhin 10,1 Prozent der Störungen bei der S-Bahn seien durch die Infrastruktur verursacht worden, für die der Bereich Netz des Bahnkonzerns zuständig ist. Allerdings hat sich auch hier die Situation verbessert: 2008 hatte die Infrastruktur noch 23,4 Prozent der Störungen verursacht.

Die Verspätungen im Regionalverkehr führt Franz bei gemeinsam genutzten Gleisen aber auch auf unpünktliche Züge im Fernverkehr zurück. Zudem seien bei Bauarbeiten die Ersatzfahrpläne häufig mangelhaft; die vorgegebenen Zeiten könnten dann nicht eingehalten werden. Wie sehr der Regionalverkehr vom Fernverkehr abhängig sei, zeige sich derzeit auf der RE 2 zwischen Wismar und Cottbus. Über die Hamburger Bahn werden jetzt Fernzüge umgeleitet, die wegen der Hochwasserschäden bei Stendal nicht den Weg über die Schnellfahrstrecke nach Hannover nehmen können. So seien aktuell nur noch 53 Prozent der Züge der RE 2 pünktlich, rechnete Franz vor.

Trotz der notorischen Unpünktlichkeit haben die Fahrgäste den Regionalverkehr im vergangenen Jahr besser bewertet: mit der Note 1,77. Ein Jahr zuvor gab’s nur die Note 1,91. Am schlechtesten schloss hier die Bahn AG mit Noten zwischen 1,56 und 2,05 ab. Am zufriedensten waren die Fahrgäste mit Noten in den Zügen der Niederbarnimer Eisenbahn, die die Strecken RB 26 (Lichtenberg–Kostrzyn) und RB 27 (Karow–Wensickendorf/Groß Schönebeck) betreibt. In Zukunft übernimmt die NEB weitere Strecken in Ostbrandenburg.

Lob gab’s auch für die BVG: U- und Straßenbahnen waren mit 97,7 Prozent und 91,4 Prozent pünktlicher als verlangt, nur die Busse verfehlten ihre Zielvorgabe knapp. Statt 87 Prozent waren nur 85,7 Prozent der Fahrten im Plan.

Das insgesamt gute Angebot im Nahverkehr hat aus Sicht von Franz dazu geführt, dass die Zahl der Fahrgäste um ein Prozent auf fast 1,3 Milliarden gestiegen sei. Die Kehrseite merken viele Fahrgäste: Züge sind nicht selten überfüllt. Hier müsse man die Kapazitäten anpassen, sagt Franz. Der Fahrzeugbestand ist allerdings ausgereizt. Weitere Fahrzeuge müssten erst bestellt – und finanziert – werden.

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