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Berlin: S-Bahn verspricht Sicherheit – ohne Personal

Auf Bahnsteigen werden Mitarbeiter durch Kameras abgelöst. U-Bahn verstärkt technische Überwachung mit neuer Leitzentrale

Wie sicher fühlen sich Fahrgäste auf den Bahnsteigen von U- und S-Bahn? Tagsüber jedenfalls viel sicherer als abends und nachts. Mit ihrer modernisierten, gestern eröffneten U-Bahn-Leitzentrale will die BVG auch die Sicherheit für die Fahrgäste erhöhen. Auf Monitoren lassen sich in der Zentrale ständig aktuelle Videobilder von 170 (meist personalfreien) Bahnhöfen abrufen. Bei der S-Bahn aber stehen erst noch gravierende Personaleinsparungen auf Bahnhöfen bevor, und eine zentrale Erfassung über Videokameras gibt es nicht. Noch fühlen sich, einer Umfrage zufolge, 99 Prozent aller S-Bahnkunden am Tag auf den Stationen sicher, nachts sind es noch rund 70 Prozent. Das Sicherheitsgefühl könnte aber vom nächsten Jahr an, wenn der Abzug des Personals auf den Bahnhöfen beginnt, beeinträchtigt werden.

Denn auf den Bahnsteigen soll gespart werden: Die S-Bahn, die am Dienstag den Abbau von rund 800 Stellen bekannt gab, vertraut darauf, dass die Zugfahrer sich über Videokameras und Monitore im Führerstand über das Geschehen auf dem Bahnsteig informieren und den Zug eigenhändig abfertigen. Die S-Bahn verteidigt ihr neues System mit „Sparzwängen“ und nötiger Wettbewerbsfähigkeit.

Auf 21 Umsteigebahnhöfen (insgesamt gibt es 165) sollen aber Mitarbeiter in den Aufsichtsgebäuden präsent bleiben. Die S-Bahn hatte im vergangenen Jahr ihr neues Zugabfertigungssystem schon einmal kurzzeitig auf der S 1 zwischen Potsdam und Oranienburg erprobt. Es habe sich als „techniktauglich“ erwiesen, bestätigte gestern Bahnsprecher Burkhard Ahlert. Jetzt bereite man auf dem Südring für 2006 die „zweite Pilotphase“ vor, mit elektronischer Zuganzeige, mit von Zügen aus gesteuerten Lautsprecheransagen und Videokameras auf den Bahnsteigen. Das System sei in den neuen S-Bahnzügen von München, Frankfurt am Main, Stuttgart und Hannover schon eingebaut. Man vertraue darauf, dass sich die Berliner Fahrgäste auch mit dem künftigen Abfertigungssystem weiter sicher fühlten. „Wir haben einen guten Ruf zu verteidigen“, sagte Ahlert. Außerdem werde es weiterhin die „Sicherheitspartnerschaft“ mit Wachkräften, dem Bundesgrenzschutz und der Polizei geben.

Bei der BVG sind derzeit nur die Stationen mit einem einzigen Ausgang sowie die großen Umsteigebahnhöfen mit Personal besetzt. Prozentual genaue Untersuchungen über das Sicherheitsgefühl gibt es nicht. BVG-Sprecherin Petra Reetz bestätigte nur, dass sich die Fahrgäste tagsüber sicher, nachts allgemein unsicher fühlten, aber das sei ein Problem jeder Großstadt. Bei der U-Bahn mache allein schon die Dunkelheit viele Leute unsicher. So überrasche es nicht, dass sich die BVG-Kunden in besonders hellen Bahnhöfen gleich viel wohler fühlten. Das zeige sich besonders auf den renovierten Stationen der Linie 5 zwischen Alexanderplatz und Hönow, auch am Fehrbelliner Platz. „Licht und Helligkeit spielen beim Fahrgast eine große Rolle.“

Christian van Lessen

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