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Berlin: Sam Hawkins in Schwierigkeiten

„Eine gute Partie“ hat heute mit Ralf Wolter Premiere

„Eine gute Partie“ heißt der Boulevardspaß aus der Feder des erst 33jährigen Stefan Vögel, der heute Abend in der Komödie am Kurfürstendamm Premiere hat. Regie führt der „König des Boulevards“, Wolfgang Spier, der auch die Hauptrolle übernommen hat. Einen verstaubten Griesgram spielt er, der von seiner „Perle“ zum pflegeleichten Kavalier herausgeputzt wird und sich dadurch zur guten Partie mausert. Neben ihm auf der Bühne agiert Ralf Wolter, der im wahren Leben momentan keine gute Partie ist.

Der 75-jährige gebürtige Berliner – als Sam Hawkins in Karl-May-Filmen in den 60ern bekannt und beliebt geworden – steht heute wohl unter besonderer Belastung auf der Bühne. Weiß er doch, dass sicher so mancher im Publikum ihn nicht nur als Schauspieler sehen wird, sondern den (bis dato unfallfreien) Autofahrer, der im Mai auf der A 24 zwischen Hamburg und Berlin in einen furchtbaren Unfall verwickelt wurde. Im Stau steckend, soll er versucht haben – wie andere Fahrer auch – zu wenden. Mit, wie berichtet, schrecklichen Folgen: Ein auf der Gegenfahrbahn ankommender Audi A3 muss bremsen, ein Lastwagen fährt auf - drei Menschen sterben. Gegen Wolter wird wegen fahrlässiger Tötung ermittelt. Das Verfahren schwebt noch, die Befragung des Lkw-Fahrers aus Polen steht noch aus, die Schuldfrage ist ungeklärt.

Die „unglücklichste Sekunde seines langen Autofahrerlebens“ nennt Ralf Wolter seine damalige Entscheidung, in dem „unendlich langen Stau“ zu wenden. An dem entscheidenden Auffahrunfall sei er aber nicht beteiligt, sondern da schon bei der Weiterfahrt gewesen. „Was mehrere Wagen hinter mir geschah, konnte ich unmöglich mitbekommen,“ sagt er und auch, wie sehr ihm alle vom Unfall betroffenen Menschen Leid tun, „das kann ich kaum beschreiben.“

Dass man ihm aber vor der Premiere mit der Frage konfrontierte, warum er „trotzdem“ spiele, verstehe er nicht. „Zum einen erfülle ich einen vor langer Zeit geschlossenen Vertrag, zum anderen ist es mein Beruf“, sagt der Schauspieler, „wäre ich ein Bäcker, sollte ich dann ab sofort kein Brot mehr backen?“ Im Übrigen sei seine Rolle in der „guten Partie“ am Kurfürstendamm alles andere als albern-lustig. Vielmehr stelle er einen tragikomischen älteren Zeitgenossen dar, der versucht, „zwischen all dem grauslichen Weltgeschehen, das uns umgibt, noch das bisschen Freude herauszuklauben, an das man sich wie an den berühmten Strohhalm zu klammern sucht.“

Der Schauspieler kann sich auch an Freunde klammern. Wolfgang Spier ist von seiner Unschuld überzeugt: „Ich kenne Ralf als sensiblen und einfühlsamen Menschen, und ich hoffe, dass es ihm hilft, weiterzuarbeiten.“ Dazu wird bei Ralf Wolter vielleicht heute Abend noch mehr kollegial-freundlicher Zuspruch beitragen – zur Premiere von „Eine gute Partie“ haben sich unter anderen Curth Flatow, Dagmar Biener, Evelyn Gressmann, Ursula Heyer, Horst Pillau, Peter Schiff, Helga Schlack, Peer Schmidt und Barbara Schöne angesagt. hema

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