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Mahnmal

© Mike Wolff

Sanierung: Holocaust-Mahnmal hat Risse

Das Mahnmal für die ermordeten Juden Europas am Brandenburger Tor muss offenbar schon wieder saniert werden. Die Schäden sollen bis zum Winter mit Kunstharz-Injektionen beseitigt werden.

Schon zwei Jahre nach der Einweihung des Berliner Holocaust-Mahnmals haben sich in knapp 400 der insgesamt 2711 Betonstelen Risse gebildet. „Wir haben zwar damit gerechnet, dass sich über die Zeit feine Risse bilden, denn Beton ist ein lebendiges Material,“ sagte gestern ein Mitarbeiter im New Yorker Büro des Mahnmal-Architekten Peter Eisenman dem Tagesspiegel. „Dass es aber so schnell geht, hat uns überrascht.“ Die Standfestigkeit der bis zu 4,70 Meter hohen Betonblöcke sei allerdings nicht gefährdet, das Stelenfeld bleibe für Besucher geöffnet. Nach Auskunft der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas sollen die Risse bis zum kommenden Herbst mit Kunstharz-Injektionen geschlossen werden.

Wer zur Zeit durch das im Mai 2005 eröffnete Stelenfeld wandert, entdeckt schnell die oft nur 0,1 bis 0,2 Millimeter feinen Haarrisse. Sie sind bereits ein „optisches Problem“, so der Geschäftsführer der Stiftung, Uwe Neumärker. Denn an den Rissen hat Regenwasser Kalk ausgespült, weiße Schlieren verunzieren den dunkelgrauen Beton.

Mit Hochdruck arbeiten zur Zeit Experten des US-Architekturbüros Eisenman und der brandenburgischen Firma Geithner-Bau, die alle Stelen herstellte, an einer möglichst schnellen und dauerhaften Lösung des Schadens. Keine Stele soll ausgetauscht werden. Erprobt werden in diesen Tagen Kunstharz-Einspritzungen, mit denen man die Risse verschließen will. Das flüssige Harz muss rund zehn Zentimeter tief injiziert werden, denn jeder der rund 16 Tonnen schweren Betonblöcke ist im Inneren hohl und hat zehn bis zwölf Zentimeter dicke Wände.

Die Höhe der Sanierungskosten ist noch ebenso ungewiss wie die Frage der Gewährleistung. Mit der Herstellerfirma sei vertraglich vereinbart, dass Haarrisse von 0,1 Millimetern vom Auftraggeber toleriert würden, hieß es gestern bei der Stiftung. Und das bedeutet: Es besteht in diesem Falle wohl kein Anspruch auf Schadensersatz. Ob sich die Schäden durch extreme Witterungsgegensätze oder durch Erschütterungen von nahegelegenen Baustellen bildeten, ist derzeit noch unklar.

Das Holocaust-Mahnmal für die ermordeten Juden Europas zwischen dem Brandenburger Tor und den Ministergärten hat eine Fläche von zwei Fußballfeldern. Es wirkt durch die verschieden hohen Stelen wie eine Welle. clk/cs

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