zum Hauptinhalt

Berlin: Sanierung St. Marien: Finanzierung durch Großplakate

In der Nähe des Fernsehturms gibt es einen neuen Blickfang. Anwohner der Karl-Liebknecht-Straße in Mitte schauten gestern erstaunt auf die Marienkirche, Touristen holten sogar die Kamera aus dem Gepäck.

In der Nähe des Fernsehturms gibt es einen neuen Blickfang. Anwohner der Karl-Liebknecht-Straße in Mitte schauten gestern erstaunt auf die Marienkirche, Touristen holten sogar die Kamera aus dem Gepäck. Auslöser für das Interesse war ein über 26 Meter hohes Werbeposter, hinter dem St. Marien seit ein paar Tagen fast völlig verschwindet. Zu sehen ist eine Flasche Mineralwasser.

"Wasser ist ein biblisches Symbol, aber das war nicht die Hauptsache", sagte gestern Superintendent Joachim Koppehl. Als sich der Gemeindekirchenrat der evangelischen Mariengemeinde vor ein paar Wochen ohne lange Diskussionen für die Werbeaktion entschied, hat nach Koppehls Worten das Geld im Vordergrund gestanden. "Wir brauchen mindestens eine Million Mark für Reparaturen am Turm, für eine neue Heizung und für die Renovierung des Innenraums", sagte der Seelsorger, der zwar im Ruhestand ist, aber derzeit den Pfarrer vertritt.

Vorbild ist die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche. Während der Reparaturen am Glockenturm hatte die Marketingfirma Fubac nacheinander fünf Großplakate ans Baugerüst gehängt. Aufsehen erregte ein Riesenposter mit dem Bild Claudia Schiffers. "Was die Gedächtniskirche kann, können wir schon lange", sagte Koppehl. Es gebe derzeit keine andere Möglichkeit, das Geld für die Arbeiten zusammenzubekommen. Nach einem Monat sei in Zusammenarbeit mit der Firma Fubac ein Wechsel des Motivs geplant. "Was dann kommt, weiß ich nicht", sagte Koppehl. Fubac-Geschäftsführer Alexander Bütow sagte, dass die weiteren Motive noch nicht feststehen. Zur Höhe der Erlöse wollten sich Koppehl und Bütow nicht äußern. Verärgert zeigte sich Mittes Baustadtrat Thomas Flierl (PDS). Der streitbare Dezernent erfuhr erst am Montag auf einer Pressekonferenz im Abgeordnetenhaus von der neuen Werbung an der Kirche. "Man kann so etwas genehmigen, aber zuerst muss es beantragt werden", sagte Flierl. Fubac-Chef Bütow sah die Sache anders. "Die Kirche ist als Baustelle genehmigungsfrei", sagte er.

brun

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false