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Berlin: Sattelschlepper mit Anhänger finden keine Anhänger

ADAC, Fuhrgewerbeinnung und Senatsverwaltung lehnen Initiative zu Riesen-Lkw in der Großstadt ab

Vertragen Berlins Straßen Riesen-Lastwagen mit einem Gewicht von 60 Tonnen, die als Sattelschlepper mit Anhänger zusammen 25 Meter lang sind? „Nein“ heißt die einhellige Antwort auf die Forderung des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Einzelhandels, über die der Tagesspiegel gestern berichtete. Die Reihe der Gegner von Riesen-Lastern reicht vom ADAC über die Fuhrgewerbeinnung bis zur Senatsverkehrsverwaltung.

Lastzüge mit Anhänger seien ein zu großes Sicherheitsrisiko, besonders in der Stadt, sagt Maximilian Maurer vom ADAC in München. Ein solches Gefährt sei nicht nur unübersichtlich, sondern stelle beim Abbiegen auch eine große Gefahr dar. Auch mit dem besten Außenspiegel, der den toten Winkel eines herkömmlichen Lastwagens, der maximal 18,5 Meter lang sein darf, verringert, sei ein Fahrer nicht in der Lage, sein gesamtes Fahrzeug zu überblicken. Dadurch erhöhe sich das Risiko, dass Radfahrer oder Fußgänger unter die Räder geraten, so Maurer.

Technisch sei es zwar möglich, ein solches Fahrzeug sicher durch Kurven steuern zu können, wenn auch die hinteren Achsen der Anhänger gelenkt werden können, davon ist Maurer überzeugt. Der gelenkte Anhänger würde in der Spur bleiben. Trotzdem sei ein solcher langer Lastwagen schwer zu fahren und für Nebenstraßen nicht geeignet. Außerdem fehlte, so Maurer weiter, in der Stadt meist der Platz, um ein so langes Gefährt parken zu können. Ideal für den Verkehr in der Stadt bleibe der Kleintransporter.

Unterstützt wird der ADAC von der Fuhrgewerbeinnung. Ihr Geschäftsführer Gerd Bretschneider sieht für den Regionalverkehr keinen Bedarf an langen Lastwagen. Schon heute müssten die Fahrer bei Lieferungen komplizierte Rangiermanöver beherrschen. Bei einem Sattelschlepper mit Anhänger sei dies in engen Straßen kaum möglich.

Wenn die geforderte Last von 60 Tonnen Gesamtgewicht aber nicht auf zusätzliche Achsen verteilt würde, weil der zusätzliche Anhänger keine Anhänger findet, würde sich die Achslast von herkömmlichen Fahrzeugen erhöhen. Das Limit liegt heute bei 40 Tonnen. „Und darauf sind auch unsere Straßen und Brücken ausgelegt“, sagt die Sprecherin der Verkehrsverwaltung, Petra Rohland.

In Ausnahmefällen können zwar auch schwere Fahrzeuge die meisten Brücken und Straßen passieren, doch für eine Dauerbelastung mit 60 Tonnen schweren Kolossen seien sie nicht geeignet. Und durch das Bremsen und Anfahren vor Kreuzungen werde bei solchen Gewichten zudem die Fahrbahn erheblich beschädigt. Die BVG musste deshalb an Haltestellen ihrer Doppeldeckerbusse bereits vor Jahren den Untergrund verstärken und beim Belag den Asphalt durch Beton ersetzen lassen. Erfahrungen mit zu schweren Fahrzeugen hat die BVG ebenfalls bereits gemacht. Der U-Bahnhof Platz der Luftbrücke der Linie U 6 musste aufwändig saniert werden, weil die Panzer der Alliierten, die darüber zur jährlichen Parade rollten, die Tunneldecke beschädigt hatten. Ein moderner Panzer wiegt etwa 60 Tonnen.

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