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Berlin: Saubere Hände

Qualität der Infektionsvorsorge im Vergleich: Was die Daten in der Tabelle bedeuten.

Gefährliche Keime: Eine wachsende Gefahr für Patienten im Krankenhaus geht von den sogenannten multiresistenten Erregern aus. Diese Keime sind gegen eine Vielzahl von Antibiotika unempfindlich und deshalb nur schwer zu behandeln. Der gefährlichste darunter ist die multiresistente Unterform des weitverbreiteten Staphylococcus aureus (MRSA).Treffen diese für gesunde Menschen oft harmlosen Erreger auf einen durch Krankheit geschwächten Menschen, können sie unterschiedliche Leiden auslösen: eine Lungenentzündung etwa oder eine Blutvergiftung, sie können die Harnwege befallen oder Operationswunden infizieren. Das bedeutet Schmerzen, vor allem aber eine unter Umständen um Tage oder sogar Wochen verzögerte Heilung.

Deshalb enthält die Hygienetabelle auf der gegenüberliegenden Seite für alle Krankenhäuser Berlins und des Umlands Daten zu Infektionen mit den MRSA-Erregern. Zu den wichtigsten Maßnahmen, die Ausbreitung der Keime zu verhindern, gehört die Händedesinfektion, bevor Ärzte oder Pflegekräfte einen Patienten berühren. Auch hierzu enthält die Vergleichstabelle Angaben. Diese Daten basieren auf KISS, dem Überwachungsystem von Klinikinfektionen (siehe oben).

Was sagen diese Zahlen aus?



Anteil der auf MRSA getesteten neu aufgenommen Patienten:
Eine Aufgabe der Hygiene ist es, die Ausbreitung von MRSA zu unterbinden. Dazu müssen die Patienten, die MRSA-Keime in sich tragen, bei der Aufnahme identifiziert werden. Da diese Bakterien in der Nasenhöhle oder im Rachenraum leben, geschieht der Nachweis meist per Nasenabstrich.

Aber nicht alle Patienten werden auf eine Besiedlung mit MRSA untersucht, sondern meist nur Risikopatienten. Deshalb ist die Quote der getesteten, oder wie Fachleute sagen, gescreenten Patienten bei den Krankenhäusern in der Tabelle so unterschiedlich.

Das für die Infektionskontrolle zuständige Robert-Koch-Institut empfiehlt, Patienten, die schon einmal in der Klinik behandelt wurden und bei denen damals eine MRSA-Besiedlung vorlag, zu testen. Ebenso wie Kranke, die aus einer anderen Einrichtung mit hohem MRSA-Risiko verlegt wurden, zum Beispiel aus Brandverletztenzentren, Dialyseeinrichtungen, Pflegeheimen und aus Ländern mit hohem MRSA-Vorkommen, wie süd- und osteuropäische Länder, USA, Japan und England.

Anteil der mit MRSA besiedelten neu aufgenommenen Patienten: Natürlich haben die Krankenhäuser, die sehr viele MRSA-belastete Kranke aufnehmen, auch ein höheres Risiko, dass sich der Keim auf andere Patienten überträgt. Sie müssen also noch größere Hygiene-Anstrengungen unternehmen, um eine Verbreitung der Erreger zu vermeiden, zum Beispiel durch Isolierungsmaßnahmen.

Deshalb sollte man in der Vergleichstabelle zwei Zahlen zusammen betrachten: Weist eine Klinik eine überdurchschnittlich hohe Quote an neu aufgenommenen MRSA-Patienten aus und gleichzeitig eine unterdurchschnittliche Quote an Patienten, die sich erst in der Klinik mit dem Keim ansteckten, ist das ein Hinweis auf ein gutes internes Management im Umgang mit den Erregern.



Anzahl der erst in der Klinik mit MRSA-infizierten Patienten.
Die Erfassung dieser Infektionen ist ein wichtiger Indikator für die Hygienemaßnahmen im Krankenhaus. Dass hier die Zeiteinheit pro 1000 Patiententage gewählt wurde, liegt daran, dass MRSA-Infektionen auch abhängig sind von der Zeitdauer, die ein Patient im Krankenhaus verbringt. Je länger der Aufenthalt - zum Beispiel wegen einer schweren Erkrankung - ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass einen auch noch ein MRSA erwischt.

Verbrauch von Händedesinfektionsmitteln auf Normal- und Intensivstationen: Die KISS-Daten zur Händedesinfektion versuchen etwas zu messen, was schwer zu messen ist: nämlich, ob die Ärzte und Pflegekräfte sich regelmäßig die Hände desinfizieren, bevor sie die Patienten berühren, um so die Übertragung von Keimen von einem Patienten auf den nächsten zu vermeiden. Dabei greift man auf ein Ersatzparameter zurück: den Gesamtverbrauch an Desinfektionsmitteln, der dann auf die Menge pro Patient und Tag heruntergerechnet wird. Diese Daten sind manipulationsanfällig. Doch dazu müssten die Beteiligten zum Betrug bereit sein. Ein niedriger Verbrauch weist also auf eine geringere Quote von Händedesinfektionen hin.

Auf Intensivstationen ist der Verbrauch höher als auf Normalstationen, da die schwer kranken Patienten häufig von Pflegekräften berührt und oft Verbände gewechselt werden müssen und keimempfängliche Medizingeräte, wie Harnblasenkatheter oder Beatmungsschläuche zum Einsatz kommen. Ingo Bach

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