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Alex Benkel, die ehrenamtliche Vorsitzende des Fördervereins der Suppenküche Lichtenrade.

© Thilo Rückeis

Saubere Sache in Lichtenrade: Viele Köche verbessern den Kiez

2005 eröffnete die Suppenküche Lichtenrade - es gab Gemüseeintopf und Obstsalat für Bedürftige. Heute ist sie Anlaufstelle für bis zu 150 Gäste. Auf der einen Seite eine gute Sache, auf der anderen Seite zeigt es auch die wachsende Armut der Stadt.

Lichtenrade, sonntags um elf. Vor dem Flachbau an der Finchleystraße 11 stehen Besucher im Regen. Sie warten darauf, dass es zwölf Uhr wird und die Suppenküche ihre Türen öffnet. Im Vorgarten sind Einkaufs-Trolleys aufgereiht, drinnen schnippeln ehrenamtliche Helfer Obst, stellen Tische und Stühle auf, stapeln Lebensmittelkisten. Die Suppenküche ist jeden Sonntag Anlaufstelle für bis zu 150 Gäste, die hier warmes Essen und Lebensmittelspenden bekommen.

Der Seelsorger Ernst-Ludwig Koch sah vor fast zehn Jahren hier am Stadtrand Armut, Einsamkeit, Not – und hatte dann die Idee, eine Suppenküche einzurichten. Am 4. September 2005 kamen die ersten zehn Gäste zum Gratis-Mittagessen in die Caféteria des Nachbarschafts- und Familienzentrums, Finchleystraße 10. Zehn Ehrenamtliche kochten Gemüseeintopf, zum Nachtisch gab es Obstsalat. Und dann „kamen und kamen die Gäste“, sagt Alex Benkel. Sie ist seit 2005 dabei, übernahm nach Kochs Tod Ende 2005 den Vorsitz des Vereins. Am Anfang brachte sie die Töpfe von zu Hause mit – sie hatte eigens in ihrem Mietshaus einen leeren Keller angemietet. Jeden Sonntag packte sie den Kofferraum voll und nahm am Abend die gespülten Töpfe wieder mit.

Das Engagement ist groß, reicht aber noch nicht aus

Mit dem Wachstum wurde vieles notwendig: ein Lagerraum samt Kühlanlage, Ehrenamtliche mit Autos zur Lebensmittelabholung, die Erfüllung der Hygienevorschriften des Gesundheitsamtes. Die Expansion zeigt auch die wachsende Armut in der Stadt. In die Suppenküche kommen vor allem Menschen aus Lichtenrade, Marienfelde, Mariendorf, Tempelhof und Neukölln. Da ist die vierfache Mutter, die jeden Sonntag mit ihren Kindern Lebensmittel abholt. Da sind die alten Leute, deren Rente oft für das Nötigste nicht reicht. Anders als die Tafel verlangt die Suppenküche keinen Bedürftigkeitsnachweis. „Wir bemessen Bedürftigkeit nicht nur am Geldbeutel“, sagt die Juristin Simone Kadel, seit fast fünf Jahren dabei. Im Sommer 2007 zog der Verein ins Gartenhaus Finchleytraße 11. Die Küche wurde umgebaut, der Saal renoviert. „Ringsum war alles verwildert, überall lag Schutt“, sagt Alex Benkel. Vor zwei Jahren konnte mit Fördermitteln und Eigenleistung der Garten gerodet und eine Terrasse angelegt werden.

Am Freiwilligentag geht es nun um den Feinschliff. Es sollen Wildkräuter gejätet und neue, robuste Pflanzen gesetzt werden. „Vielleicht hat ja jemand Gewächse im Garten, die er los haben will“, sagt Benkel. Zudem sollen zwei Wände gestrichen werden. Und es werden langfristig Helfer gesucht, für die technische Betreuung der Webseite und für die Öffentlichkeitsarbeit. Momentan sind etwa 40 Ehrenamtliche behilflich, holen freitags Lebensmittelspenden ab, sortieren diese am Sonnabend, kochen am Sonntag. Doch auch das reicht noch nicht aus.

Roden, Pflanzen, Malern: Am Samstag, 13. September, von 10 bis 17 Uhr in der Suppenküche Lichtenrade, Finchleystraße 11. Der Verein freut sich über mitgebrachte Pflanzen und Blumenerde, Gartenwerkzeug ist vorhanden. Auch Helfer für die Lebensmittelsortierung sind willkommen.

Mitmachen und Mitfeiern

Erst werden an den Aktionstagen die Ärmel aufgekrempelt und die Stadt schön gemacht – und eine Woche später wird gefeiert. Der Paritätische Wohlfahrtsverband Berlin und der Tagesspiegel laden alle Helfer am Freitag, dem 19. September zur Danke-Party in das Verlagsgebäude am Askanischen Platz 3 am Anhalter Bahnhof. Ab 17 Uhr sind alle Aktiven herzlich willkommen: Im Erdgeschoss gibt es ein Kulturprogramm mit Theater und Musik, dazu gibt es Getränke und Snacks. Begrüßt werden unsere Gäste von der Staatssekretärin für bürgerschaftliches Engagement, Hella Dunger-

Löper, der Vorsitzenden des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, Barbara John, und der Tagesspiegel-Chefredaktion. Das Haus ist behindertengerecht. Der Eintritt ist frei. Wenn Sie mitfeiern wollen, schreiben Sie uns: sauberesache@tagesspiegel.de

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