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So hatte es sich Erfinder Steeg eigentlich gewünscht: Die Oberfläche der Anlage sollte bespielt werden, mit einem Café, Schwimmanlagen oder einem Solarbootverleih. Das sollte auch die Kosten erwirtschaften. Das System ist laut Steeg flexibel: es können beliebig viele Module aneinander gesteckt werden, die Anlage kann schmaler gebaut werden oder auch direkt ans Ufer gesetzt werden. Möglich ist auch, dass eine Kläranlage integriert wird. Dann könnte das Wasser direkt in den Fluss geleitet werden - und müsste nicht zurück in die Kanalisation fließen.

© ddp

Saubere Spree: Am Osthafen wird das Schmutzwasser aufgefangen

Nach langer Planung wird im Herbst eine schwimmende Insel in der Spree verankert. Sie soll Dreck speichern aus der Kanalisation

Ralf Steeg hat klare Pläne. Der Diplomingenieur will 14 Regenüberlaufbecken in der Spree verankern, damit der Fluss sauberer wird. Seine Idee: Dreckiges Wasser, das bei starkem Regen aus der Mischkanalisation in die Spree läuft, soll so aufgefangen und erst wieder zurückgeleitet werden, wenn wieder Platz in den Rohren ist. Die Spree bliebe so vom Dreck verschont. Und auf diesen 14 Regenüberlaufbecken – sie sehen so ähnlich aus wie schwimmende Container – könnten Cafés entstehen, kleine Grünparks oder auch ein Solarbootverleih.

Seit vielen, vielen Monaten wirbt Steeg für dieses Projekt mit dem Namen „Spree 2011“. Und lange sah es so aus, als würde es bei der Idee bleiben. Nun ist im November Baubeginn einer ersten Testanlage im Osthafen in Friedrichshain. Nur mit den Cafés auf diesen schwimmenden Inseln wird es vorerst nichts werden.

Die kommerzielle Nutzung der Oberflächen, mit der Steeg den Eigenanteil seiner Firma Luri Watersystems von mehr als 100 000 Euro refinanzieren wollte, war der Streitpunkt der vergangenen eineinhalb Jahre. Eine Bebauung mindere den Grundstückswert, sagte Peter Stäblein, Geschäftsführer der Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft (Behala) als Eigentümerin des Geländes in der Stralauer Allee 5, wo die Anlage hin soll.

Zufrieden ist Steeg über den Kompromiss nicht. Schließlich habe er zwei Millionen Euro Fördergelder vom Bundeswirtschaftsministerium nach Berlin geholt und baue die Anlage mit 500 Kubikmetern nur halb so groß wie ursprünglich vorgesehen, sagt er. In einer zweijährigen Probezeit soll die Pilotanlage nun optimiert werden. Dann sollen sie die Berliner Wasserbetriebe (BWB) übernehmen. Die sind von der Idee begeistert – nicht aber, weil das Projekt alleine wirklich die Spree säubern könnte, sondern weil es die Menschen auf das Problem der fehlenden Stauräume aufmerksam macht.

Drei Millionen Kubikmeter Mischwasser fließen jährlich in die Berliner Gewässer, weil es 20 bis 30 Mal im Jahr so stark regnet, dass die Kanalisation überläuft. Seit den 70er Jahren habe die BWB etwa 65 unterirdische Zwischenspeicherbecken gebaut, Mitte der 90er Jahre dann die Kanalisation mit computergesteuerten Wehren und Stauraumkanälen errichtet. Bis 2020 wollen das Land und die BWB 304 000 Kubikmeter Stauraum schaffen – aktuell sind es 218 000.

Noch immer gibt es über 50 Standorte ohne derartige Kanalraumbewirtschaftung. Wie vielerorts seien auch hier knappe Kassen das Problem. Ist das Ziel in zehn Jahren erreicht, ist der Ausfluss dennoch nur um 60 Prozent vermindert. In diesem Komplettpaket „saubere Spree“ sei Steegs System einer von mehreren Bausteinen. Und laut BWB zudem teurer als die eigenen Arbeiten. Den gesamten Fluss säubern könne Steeg nicht, weil viele der etwa 80 Mischwasserüberläufe dort liegen, wo die Spree schmal ist. Dort dürften keine Auffangbecken hin, weil die Schifffahrt nicht gefährdet werden darf. Gleiches gelte für den Landwehrkanal.

Im April soll der Testbetrieb beginnen. Für den Bau der anderen Anlagen hofft Steeg auf eine Sogwirkung, wenn die erste erst einmal in der Spree schwimmt. Der Senat warb mit dem Projekt im Deutschen Pavillon auf der Expo in Schanghai. Und der Erfinder hat nach eigenen Angaben Anfragen aus Deutschland und den USA.

Das Projekt im Netz.

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