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An die Bänke, fertig, los. In der Nähe des Charlottenburger Klausenerplatzes machen die Anwohner Ingo Seubert (links) und Ulrike Beck eine historische Sitzgelegenheit wieder schön.

© Cay Dobberke

Gemeinsame Sache in Charlottenburg-Wilmersdorf 2014: Putzen fördert die Gemeinschaft

Der Aktionstag Saubere Sache ist in vollem Gange. Sehen Sie hier, wie die Bürger in Charlottenburg-Wilmersdorf ihre Kieze aufräumen. Kommen Sie vorbei, denn „tatkräftige Unterstützer werden immer gebraucht“.

Diesmal kümmerte sich das „Kiezbündnis Klausenerplatz“ ausnahmsweise mal nicht um Beete und Blumen, sondern um die Bänke. Einige hölzerne Sitzgelegenheiten in der Umgebung des Klausenerplatzes nahe dem Charlottenburger Schloss wurden mit Farbe oder zumindest einer neuen schützenden Firnis aufgefrischt. Die Anwohner sprechen von den „Seelingbänken“. Wie sich herausstellte, ist dies allerdings gar keine historische Bezeichnung – vielmehr hatten einige der Bänke in verschiedenen Straßen ursprünglich in der Seelingstraße gestanden. Dort betreibt der vor 15 Jahren von Anwohnern und Geschäftsleuten gegründete Verein sein „Kiez-Büro“ als Nachbarschaftstreff. Ein bekanntes Projekt ist die regelmäßige Begrünung und Pflege des nahen Kläre-Bloch-Platzes. Dort säten Anrainer neben Blumen sogar schon Kürbisse und Erdbeeren.

Grenzenlos aktiv am Bundesplatz

Bündnis für den Bundesplatz. Dort hat die Anwohnerinitiative erneut den Park gesäubert. Darüber hinaus pflanzt der Verein regelmäßig Blumen, für die dem Bezirk das Geld fehlt.
Bündnis für den Bundesplatz. Dort hat die Anwohnerinitiative erneut den Park gesäubert. Darüber hinaus pflanzt der Verein regelmäßig Blumen, für die dem Bezirk das Geld fehlt.

© Cay Dobberke

Sogar einige Polen waren unter den rund 50 Helfern bei der Parkreinigung am Bundesplatz in Wilmersdorf. Den Grund erklärte Wolfgang Severin, Vorsitzender der seit 2010 bestehenden Initiative Bundesplatz: Die Gruppe aus dem Nachbarland war wegen eines Forschungsprojekts über „zivilgesellschaftliches Engagement in der Stadt“ angereist. Die 225 Mitglieder der bereits mit zwei Ehrenamtspreisen ausgezeichneten Initiative pflegen nicht nur Grün: In einer „Zukunftswerkstatt“ sind Ideen für weniger Verkehr und mehr Lebensqualität entstanden.

Grüner wird´s im Leon-Jessel-Kiez

Mehr als 150 Freiwillige pflegten den Leon-Jessel-Platz, darunter Julia Duysker und ihr Sohn Robin.
Mehr als 150 Freiwillige pflegten den Leon-Jessel-Platz, darunter Julia Duysker und ihr Sohn Robin.

© Cay Dobberke

So viel ist sonst nur selten los rund um den beschaulichen kleinen Leon-Jessel-Platz in Wilmersdorf: Mehr als 150 Erwachsene, Grundschüler der Comenius-Schule und Absolventen des Goethe-Gymnasiums reinigten Beete, Gebüsche und Spielplätze. Einen Sandstreifen am Straßenrand, der laut einer Anwohnerin bisher nur als „Hundetoilette“ diente, bepflanzten Helfer mit Blumen, an anderer Stelle entfernten sie Unkraut. Viele der Aktiven waren Mitglieder des Vereins „Leon-Jessel-Kiez“, der sich seit 14 Jahren dem sozialen Miteinander widmet und jedes Jahr auch ein großes Sommerfest feiert. cd

Kampf dem Kraut auf den Gewässern (Grunewaldseen)

 Mit einem großen Jetfloat trugen die Helfer Kraut und Algen ab und schoben sie mit Schubkarren weg.
Mit einem großen Jetfloat trugen die Helfer Kraut und Algen ab und schoben sie mit Schubkarren weg.

© Anna Bückmann

Idyllisch ist es an den Grunewaldseen. Schwäne und Enten fühlen sich auf den Gewässern von Hubertus-, Hertha- und Königssee sichtlich wohl. Die Tiere mögen die schwimmenden Algenteppiche auf der Wasseroberfläche gern. Doch die jährliche Entnahme der Algen und des freischwimmenden Hornblatts hilft dem See, sich zu entlasten. Darum kümmert sich Viola Hügerich vom Umwelt- und Naturschutzamt Charlottenburg-Wilmersdorf. Gemeinsam mit anliegenden kleinen Vereinen und freiwilligen Helfern wird den ganzen September lang Hornkraut entfernt. Von morgens 8 Uhr bis abends 19 Uhr trifft man die Freiwilligen an den Seen. „Wenn alle Vereine in einem Boot sitzen, funktioniert’s“, sagt Stephan Lehmann, Mitarbeiter des Johannischen Sozialwerks. „Der Angelverein Wilmersdorf kümmert sich um ausgewogenen Fischbestand, Citybiotop Berlin und Sozialwerk betreiben Naturschutzprojekte und der THW Wilmersdorf steht der Aktion tatkräftig mit seinem Equipment zur Seite. Mit einem großen Jetfloat tragen die Helfer Kraut und Algen ab und schieben sie mit Schubkarren weg. „Den ganzen Tag in der Natur zu sein, ist doch schön“, findet Helfer Roman Piechel, der seit letztem Montag mit dabei ist. Wer auch Lust hat, sich an der Aktion zu beteiligen, kann sich bei Stephan Lehmann melden (0173-819 27 97). „Tatkräftige Unterstützer werden immer gebraucht.“

Die Müllsäcke waren gut gefüllt (Warburgzeile Charlottenburg)

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Über 100 Kinder sind an diesem Freitagmorgen auf der Warburgzeile unterwegs. Ihre Mission: Die Straße von Müll befreien. Ausgestattet mit orangefarbener Weste und Greifzange laufen die zwei- bis sechs-jährigen Stöpsel auf Gehweg, Löwenspielpatz und Loschmidt-Oberschule herum. Um den Garten der Kindertagesstätte Nordwest, Warburgzeile, kümmern sich die ganz Kleinen. Die großen blauen Müllsäcke müssen die Erzieher tragen. Denn die sind mittlerweile gut gefüllt. Eine Stunde lang sammeln die Kinder den Dreck von Straße und Gehweg, und präsentieren jeden Fund stolz ihren Mitstreitern in Orange. Den Kindern macht das Müllsammeln sichtlichen Spaß. „Sie sind frustriert, wenn sie nichts finden“, sagt Erzieherin Frau Laß. Die Kinder wurden auf die heutige Aktion gut vorbereitet, erzählt Michaela Howitt, KITA-Leiterin. „Im Morgenkreis haben wir viel über Müll gesprochen. Die Kinder haben das Bewusstsein entwickelt, dass Müll nicht auf die Straße gehört“. Draußen vor der Kita hängt ein Mülleimer. „Der wird öfter von den Kindern als von ihren Eltern genutzt“, sagt die Leiterin.

Ausgestattet mit orange-farbener Weste und Greifzange liefen die zwei- bis sechs-jährigen Stöpsel auf Gehweg, Löwenspielpatz und Loschmidt-Oberschule herum.
Ausgestattet mit orange-farbener Weste und Greifzange liefen die zwei- bis sechs-jährigen Stöpsel auf Gehweg, Löwenspielpatz und Loschmidt-Oberschule herum.

© Anna Bückmann

Bei solchen Westen kann keiner widerstehen (Emser Straße)

„Mit den orange-leuchtenden Westen fühlen sich die Kinder richtig groß“, sagt Elternvertreterin Renate Redeker amüsiert.„Erst hatte sich gar keiner in die Liste, die für die Aktion am Brett aushing, eingetragen. Aber als es dann raus auf den Platz, bewaffnet mit Weste und Greifzange, ging, wurden es doch immer mehr“. Insgesamt 25 bis 30 Kinder des Schülerclubs der Johann-Peter-Hebel-Schule helfen mit, den Sportplatz und den Gang zwischen Platz und Straße sauber zu halten. Eigentlich sollten nur die Fünft- und Sechstklässler sich an der Aktion beteiligen.  Aber als die Kinder aus dem Hort an der Schule, die  Großen mit ihren orange-farbenen Westen sehen, bekommen sie gleich Lust mitzuhelfen. Von 14:00 Uhr bis 16:30 Uhr wuseln die Kinder über den Sportplatz. Sie fegen und sammeln, packen und schleppen, karren und tragen, die schweren Müllbeutel zur Straße. Neben Windeln, Binden und ganz vielen Flaschen, war auch eine „riesige Plastiktüte“ dabei, erzählt die zehnjährige Mila stolz. Am Ende war der Sportpark an der Emser Straße 50 blitzblank. Und vor dem Eingang der Schule türmten sich die riesiegen Müllberge.

Vor dem Eingang der Johann-Peter-Hebel-Schule in der Emser Straße türmten sich riesige Müllberge - bis diese Helfer kamen. Lesen Sie hier den ganzen Text.
Vor dem Eingang der Johann-Peter-Hebel-Schule in der Emser Straße türmten sich riesige Müllberge - bis diese Helfer kamen. Lesen Sie hier den ganzen Text.

© Anna Kristina Bückmann

Die Fußballer vom Sportclub Westend 1901 im Einsatz (Jungfernheideweg)

„Los Jungs, um 18:30 Uhr ist Training“, hört man Trainer Hakan Yalgin ungeduldig über den Platz rufen. „Haki“, wie er im Sportclub Westend 1901 genannt wird, hat es doch tatsächlich geschafft: Fünf Jungs der B-Jugend machen mit bei der Aktion „Saubere Sache“. „Die haben sich alle freiwillig gemeldet“, beteuert der Trainer, und seine Jungs nicken zustimmend. Neben den Fünf Spielern sind noch viele Eltern gekommen, die beim Müllsammeln zwischen der Sportanlage Jungfernheide und den zwei Eingängen an der Straße helfen wollen. Und ein paar Spieler der F-Jugend sollen nach dem Training auch noch dazu stoßen. Man merkt, die Einhaltung des Trainingplans ist Jugendleiter Lutz Gast wichtig. Trotzdem hat er es geschafft, über 30 freiwillige Helferinnen und Helfer zu motivieren. Von 17:00 Uhr bis 18:30 Uhr soll es rund um den Platz nun sauber werden. „Die Gäste müssen doch auf einen sauberen Weg empfangen werden“, sagt Hakan Yalgin. Andreas Rincke findet die Aktion „eine gute Idee“. „Solange unsere Jungs trainieren, können wir doch besser Müll aufsammeln, als hier nur herum zu stehen“. „Und es fördert die Gemeinschaft“, bemerkt „Haki“, bevor er sich wieder seinen fegenden Jungs zuwendet.

Der Trainer mit seinen Jungs.
Der Trainer mit seinen Jungs.

© Anna Kristina Bückmann

Freiherr vom Stein glänzt (Steinplatz)

Da erstrahlt der alte Freiherr vom Stein in ganz neuem Glanz. Die Anrainer am Steinplatz haben es sich zur Aufgabe gemacht, um die Statue auf der Fläche an der Hardenbergstraße mit bunten Blumen zu bepflanzen. Passend zur Arbeit im Grünen, kamen die Mitarbeiter des Hotels am Steinplatz in grüner Arbeitskleidung. Gut zehn Mitarbeiter buddeln nun um die schwere Steinstatue herum. „Die anderen müssen hinter der Rezeption die Stellung halten“, lächelt die Personalleiterin Nina Weid. Neben den fleißigen Damen gräbt auch André Schulz. Jeden Tag blickt der Mitgründer der Beratungs- und Trainingsagentur Schulz & Associates auf den Steinplatz. Leblos kam er ihm vor. „Es fehlten ein paar bunte Flecken“. Das was getan werden muss, findet auch Matthias Trüper, und hilft beim Umgraben kräftig mit. Eine weitere Helferin wohnt schon seit 40 Jahren an dem Platz. Sie unterstützt das Projekt gern. „Ich wurde immer komisch angeguckt, wenn ich den Müll aufgesammelt habe“, bemerkt die Dame, bevor sie eifrig wieder ins Bett steigt. Man bemerkt, die Menschen am Steinplatz identifizieren sich mit dem Ort.. Das Beet wird zum Abschluss wird noch einmal kräftig gegossen. Die Blumen sollen den alten Freiherrn ja noch eine ganze Weile lang säumen.

„Es fehlten ein paar bunte Flecken“
„Es fehlten ein paar bunte Flecken“

© Anna Kristina Bückmann

Vermieter und Mieter ziehen an einem Strang (Jakob-Kaiser-Platz)

Zum zweiten Mal hatte die Wohnungsbaugesellschaft Gewobag an ihre Mieter in Charlottenburg-Nord und andere Anwohner appelliert, ihr unmittelbares Wohnumfeld und Spielplätze zu reinigen. Mehr als 20 Erwachene und Jugendliche aus der Anfang der 1960er Jahre entstandenen Paul-Hertz-Siedlung zwischen dem Jakob-Kaiser-Platz und der Jungfernheide folgten dem Aufruf. Gewobag-Mitarbeiter hielten die nötigen Gerätschaften, orangefarbene Warnwesten und Snacks an einem Stand in der Hofackerzeile parat, wo außerdem Mieterbeirätin Ursel Ortmann mithalf. Auch in anderen Bezirken beteiligte sich die Gewobag, die Berlins zweitgrößte Wohnungsbaugesellschaft ist, an der Aktion Saubere Sache.

Den Müll herausfischen. Kevin Richard und Robin Schlegel vor dem Gewobag-Stand, wo es Ausrüstung für den Kiezputz, Getränke und Süßigkeiten gab.
Den Müll herausfischen. Kevin Richard und Robin Schlegel vor dem Gewobag-Stand, wo es Ausrüstung für den Kiezputz, Getränke und Süßigkeiten gab.

© Cay Dobberke

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